Sonntag, 9. Juni 2013

"Linna singt" von Bettina Belitz

Mein Hardcover - Buchhighlight 2012...

 ... und das obwohl die Geschichte um "Linna singt" alles andere als perfekt und jedem gefällig ist. Warum dieses Buch für mich ein Leseerlebnis war, trotz der Kritikpunkte, die aufgeworfen wurden, will ich versuchen zu erklären.

Bettina Belitz scheint einen Faible für starke und polarisierend Protagonistinnen zu haben. Das war schon mit Ellie aus der Splitterherztrilogie so, und setzt sich nun mit Linna fort. Sie war einmal die charismatische Frontfrau der Band "Linna singt". Nun ist sie nur noch charismatisch und wie... Als "männermordende Venusfalle" eilt ihr ein eher zweifelhafter Ruf voraus. Sie boxt gnadenlos, hat einen Mutterkomplex und Probleme sich mit anderen Frauen anzufreunden oder überhaupt Vertrauen zu fassen. Ich muss mich beim lesen eines Buches nicht immer mit den Protagonistinnen identifizieren können oder sie sympathisch finden. Darüber bin ich hinaus, aber ich weiß ganz sicher zu würdigen, welch glaubwürdiger und gut gezeichneter Charakter hier mit Linna entstanden ist, deren Gefühlswelt ich auch ohne große Gemeinsamkeiten mehr als nachvollziehen kann. Die anderen Figuren sind ebenso lebendig geraten, dass ich während des Lesens oft das Gefühl hatte die Personen trotz ihrer Geheimnisse gut zu kennen.

Bettina Belitz Schreibstil ist gewohnt atmosphärisch, bildhaft und einfach einmalig. Manchen ist er zu schwer und schwülstig. Wegen mir könnte sie auch über Gurken schreiben und ich würde es toll finden! Auch ihr Musikgeschmack ist nicht von irgendwoher. Wer die Songs nicht kennt und neugierig geworden ist. Auf Youtube sind die meisten zu finden. Es lohnt sich!

Dass dieses Buch nicht ganz klassifizierbar ist, kann ich gut nachvollziehen. Ich könnte es so genau nicht einordnen. Die Thrillerelemente sind doch recht harmlos gehalten. Die Spannung ist von Anfang an greifbar, aber irgendwie hätte ich mir dann doch mehr Psychopathie gewünscht. Sinnbildlich dafür steht auch die große Auflösung am Ende, die auch für einen Thriller zu sang- und klanglos wäre. Für mich war sie außerdem, trotz einiger Aufdeckungen recht vorhersehbar.
Ein Liebesroman ist "Linna singt" auch nicht unbedingt, zwar liegt das Augenmerk schon auf Falk und Linna, doch dafür war mir das Ende einfach zu unbefriedigend. Dazu komme ich aber gleich noch.
Dass dieses Buch auch von der Autorin persönlich ausdrücklich als "junge Erwachsene" eingestuft wurde und nicht als Jugendbuch, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Ich gehe sogar so weit, dass ich es bedenkenlos an meine imaginäre 16-jährige Schwester weitergeben würde. Dafür passiert einfach zu wenig Explizites weder im Bett von Falk und Linna, noch im Kopf des vermeintlichen "Bösewichtes".

Nun zum letzten Kapitel oder Epilog, der für die meisten wohl am herbsten nachklang. Anfangs war ich auch noch ganz euphorisch ("oh ja, endlich") und bei den letzten Sätzen dann nicht mehr ("nein, was macht sie denn???"). Man kann damit zufrieden sein oder eben nicht. Ich gebe mich damit zufrieden, weil es schließlich Bettina Belitz' Geschichte ist, die sie hier so überragend erzählt hat und da gehört der von ihr gewählte Schluss auch dazu. Und vielleicht kommt es am Ende von Linnas Reise zu sich selbst auch zur Erfüllung, doch das muss sich dann jeder in seiner Fantasie ausmalen.

Trotz kleiner Kritikpunkte, ist dieses Buch immer noch das beste Hardcover, welches ich in diesem Jahr las. Das liegt vorallem an einer begnadeten Autorin, die ihre Geschichte konsequent, gnadenlos und wunderschön erzählt.

Wertung 5/5

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