Montag, 10. Juni 2013

"Shades of Grey: Geheimes Verlangen" von E.L. James

Vorurteile müssen draußen bleiben!

 Wer "Shades of Grey" lesen will, der muss die Vorurteile über dieses Buch aus seinem Kopf bestmöglich heraushalten.
Ich bin schon sehr früh auf dieses Buch aufmerksam geworden und wurde ein wenig von den schlechten Kritiken abgeschreckt, als es dann erschien.

* Es heißt der Stil der Autorin sei sehr einfach. Also habe ich mir zuerst die Leseprobe besorgt, um herauszufinden, ob ich ihre Sprache 600 Seiten durchhalten könnte. Und ja, die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, obwohl mir bereits in ihr aufgefallen ist, das die Sätze der Autorin wirklich einfach und leicht uninspiriert waren, aber auch die Twilight-Saga und die Harry Potter Bücher sind keine literarische Feinkost, aber zurecht sehr erfolgreich.

* Es heißt die Protagonistin Anastasia sei sehr naiv und als Charakter ziemlich uninteressant. Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Ich war von Ana auch nicht wirklich begeistert, man darf sich einfach nicht mit ihr identifizieren wollen und schon kann man sie einigermaßen objektiv betrachten, ohne sich ständig über ihr Verhalten und ihre schwachsinnigen Aussagen aufzuregen. Sie hat auf mich einen leicht schizophrenen Eindruck hinterlassen, wenn sie wirklich ständig schildert, was ihr imaginäres Unterbewusstsein und eine ominöse Göttin in ihrem Kopf anstellen. Das war einfach unglaublich nervig und jedes Mals, wenn ein Satz darauf verschwendet wurde, habe ich ihn überlesen. Hier wollte Autorin E. L. James wohl ihr nicht vorhandenes komödiantisches Talent beweisen. Außerdem errötet Ana so oft, dass man meinen könnte, ihr Gehirn sei gut durchblutet, aber dann kommen wieder diese sprunghaften Momente, in denen sie verzweifelt über ihre Beziehung über Christian nachdenkt, dort zu keinen neuen Erkenntnissen kommt und (kein Scherz) lieber ein Brot backt. Ihre Unterlippe müsste am Ende der Trilogie eigentlich abgenagt sein, sooft wie E.L. James sie darauf herumkauen lässt.

* Es heißt Christian sei ein kapitalistischer Prototyp. Tatsächlich ist er auf den ersten Blick ein Romanheld, wie er schon sooft da gewesen ist. Reich, attraktiv, geheimnisvoll, einfach ein Mann, der es schafft, dass sich jede Frau, wie eine läufige Hündin vor ihm auf den Boden schmeißt. Ständig davon zu lesen macht ihn auch nicht interessanter, doch in ihrer charakterlichen Bescheidenheit passen die beiden wirklich gut zusammen und tatsächlich fliegen die Funken und wenn man bis zum Schluss durchhält, dann bekommt die Leidenschaft der beiden auch noch die gewisse Würze an Dramatik. Ein kleines Highlight für mich war der Emailverkehr der beiden, der verdeutlicht, warum die beiden sich so mögen.

* Es heißt das Buch besäße keine Handlung, sondern bestünde nur aus Sexszenen. Es vergehen schon die ersten 100 Seiten, bevor Ana ihre Unschuld verliert und danach wird natürlich noch mehr Beischlaf betrieben, aber dies ist ja auch das vorrangige Thema des Buches. Die Handlung des Buches beschränkt sich dann eher auf das Kennenlernen der beiden und die Entwicklung ihrer Beziehung. Also wer dachte, dass Christian und Ana nebenbei auch noch einen Mord aufklären oder die Welt retten, der wird natürlich enttäuscht sein.

* Es heißt, das Buch sei verwerflich in Zeiten häuslicher Gewalt. Wer glaubt, dass "Shades of Grey" tatsächlich etwas mit häuslicher Gewalt zu tun hätte, der hat die Beziehungen der beiden zueinander einfach nicht verstanden. Anastasia wir zu keiner Zeit gegen ihren Willen gedrängt oder als Gewaltakt geschlagen. Was die beiden miteinander tun beruht auf gegenseitigem Einverständnis. Es ist auch keine reine Unterwerfungsbeziehung, da beide sich oft als ebenbürtig gegenüber stehen und sogar emotional abhängig voneinander sind. Wäre das Verhältnis von Christian und Ana auf einer strengeren BDSM-Basis verlaufen, dann wäre der Roman eher nichts für mich, aber das ist wohl eher Geschmackssache.
*Ich finde, dass die Aufmachung des Buches wirklich sehr ansprechend ist und das Cover im Vergleich zum englischen Original, welches in Form des grauen Stickers auf der Vorderseite zu sehen ist, einfach viel gelungener ist. Allein, dass das Cover sich wie Gummi anfühlt, ist eher gewöhnungsbedürftig.

Wer also "Shades of Grey" lesen will, ohne sich grün und blau zu ärgern, der muss versuchen die negativen Aspekte und teilweise auch Vorurteile außer Acht zu lassen. Ich vergebe vier Sterne, weil ich dann doch positiv überrascht war und Anastasias Schwachsinn einigermaßen ausblenden konnte. Wenn ich ein 600 Seiten Buch in nur wenigen Tagen durchlese, dann ist dies ein guter Indikator, dass ich mich bestens unterhalten gefühlt habe. Für den Nachfolgeband "Gefährliche Liebe" ist schon ein Platz in meinem Bücherregal reserviert.

Wertung 4/5

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