Nach den letzten beiden super frustrierenden Geschichten, wollte ich auf eine sichere Bank setzen und freute mich sehr als ich das neue Buch von Christina Lauren als Hörbuch bei Netgalley entdeckte. Runtergeladen und sofort angefangen zu hören.
Anna Green staunt nicht schlecht als ihr ehemaliger Collegemitbewohner West vor ihrer Tür steht und sie bittet, mit zur Hochzeit seiner Schwester auf eine paradiesische Insel zu fliegen und das glücklich verheiratete Pärchen zu spielen. Seit 5 Jahren hat sie nicht mehr an ihren Ehemann gedacht, mit dem sie nichts weiter als eine oberflächliche Freundschaft verband. Geheiratet haben beide ja schließlich nur wegen des katastrophalen Wohnungsmarktes für Studierende, das dachte Anna zumindest bis West ihr eröffnet, dass er sich mit der Scheinehe ein beachtliches Erbe sichern konnte. Wenn Anna ihm diesen Gefallen tut, will sie auch ein Stück von Wests großen (Hochzeits)Kuchen abhaben.
Das Cover schreit nach dem Sommer und auch die Thematik mit einer Traumhochzeit auf einer paradiesischen Insel und der Fake-Marriage Lovestory klang so sehr nach der perfekten Sommerlektüre. Doch in erster Linie werden wir hier mit den Lebensumständen von Anna und West konfrontiert, die gleichermaßen hart, aber nicht unterschiedlicher sein könnten.
Anna brach ihr Medizinstudium ab, um ihrer Leidenschaft nachzugehen und Kunst zu studieren. Leider blieb der große Erfolg bisher aus und so ist das Geld ziemlich knapp. Besonders weil Anna für die Arztrechnungen ihres krebskranken Vaters aufkommen will. Daher kommt Wests Angebot, ihn zur Hochzeit zu begleiten, mehr als recht und Anna lässt sich dies auch gut bezahlen. Ich mochte Annas witzige und flippige Art, sie hat pinkes Haar und keine Angst vor Rauschzuständen. Sie schlägt so in Wests Familie ein wie eine pinke Bombe.
Wests Familie ist definitiv ein Kaliber der anderen Art. Sie besitzen die sechstgrößte Supermarktkette in den USA und schwimmen im Geld. Dass Geld allerdings nicht glücklich macht, beweist Familie Weston allemal. So hat West keinen Kontakt zu seinem Vater und das schon jahrelang, auch den Rest seiner Familie sieht er nicht häufig. Sein älterer Bruder hasst ihn, sein Vater will ihn unbedingt in seiner Firma haben, doch West will nichts mit den Machenschaften seines skrupellosen Vaters zu tun haben. Doch die Hochzeit seiner geliebten Schwester kann er nicht verpassen. Wests Familie ist wirklich kurios, es gibt so liebenswerte und lustige Figuren, wie seine Schwägerin, Schwester oder die Nichten und Neffen und dann gibt es so düstere und bösartige Charaktere, wie allen voran sein Vater. Die Familiendynamik hat für mich das paradiesische Flair stark gedrückt. So richtig konnte ich das Setting nicht genießen, weil so viele Probleme überall lauerten und das war auch der Eindruck von Anna. Sie hat sich in der Schlangengrube wacker geschlagen und ließ sich mit ihrer abgebrühten Art nicht sehr aus der Fassung bringen und das war bei den vielen furchtbaren Menschen, die sie da umgaben schon eine Leistung.
West hat es mir da schwerer gemacht, ihn zu mögen. Er möchte sich von seiner super reichen Familie distanzieren, schmeißt allerdings mit Geld um sich, um seinen Willen zu bekommen oder Dinge zu ermöglichen. Dabei bringt er so einige Handlungen, die ich nicht cool fand. Aber von anderen Figuren gegenüber Anna relativiert oder schön geredet wurden. Das fand ich bedenklich. Auch weil West sich gegenüber Anna falsch verhält, als er merkt, dass sie sich in ihn verliebt. Er kommt aus einer schwierigen Familie, wo er möglicherweise falsch geprägt wurde, doch als intelligenter Mann ist es einfach in seiner Verantwortung nicht mehr so zu handeln. Aus alten Mustern auszubrechen und nicht so auf den Gefühlen von anderen herumzutreten. West war in meinem Augen der bisher problematischste Protagonist der Autorinnen.
So konnte ich auch nicht wirklich mit der Liebesgeschichte mitfiebern, weil ich mir oft dachte, dass Anna das so nicht verdient hat und ich mir nicht sicher bin, ob West tatsächlich immer gut zu ihr sein würde. So richtig schien er mir auch am Ende nicht aus seiner Rolle auszubrechen. Geld regelt am Ende halt doch einfach alles.
„The Paradise Problem“ von Christina Lauren war eine kurzweilige Geschichte, die mich gut unterhalten hat, aber nicht so packen konnte, wie ihre anderen Romane. Das Paradies ist halt eben auch nur ein Ort, der sich von Menschen versauen lässt.
4/5
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