Kennt ihr diese Bücher, von denen man keine Ahnung hat, was man da gerade las?
Kennt ihr diese Bücher, die einen mit mehr Frage- als Ausrufezeichen im Kopf zurücklassen?
Kennt ihr diese Bücher, bei denen man froh ist, wenn sie endlich beendet sind?
- Das Debüt von Rena Fischer ist so ein Buch.
Emmas ist eine Emotionstaucherin. Genau wie ihre Mutter besitzt Emma also eine Gabe, die sie interessant für bestimmte Leute macht. Beide lebten bisher versteckt vor ihnen, doch als Emmas Mutter stirbt, muss die 16-Jährige zu ihrem Vater nach Irland ziehen. Dort gelangt sie auf eine Schule für Jugendliche mit besonderen mentalen Fähigkeiten und verbringt dort mehr Zeit mit dem eingebildeten Aidan. Emma hat immer noch die Warnungen ihrer Mutter im Kopf und gerät bald zwischen die Fronten.
Der Klappentext des Buches sprach mich wirklich an. So etwas ähnliches habe ich bisher auch noch nicht gelesen. Wer glaubt, hier eine klassische Internatsgeschichte zu erhalten, wird mir Chosen nicht bedient werde. Ich bin also ohne Vorurteile und Erwartungen an die Geschichte herangegangen.
Der Beginn des Buches gefiel mir richtig gut. Besonders positiv ist mir dabei der Schreibstil der Autorin aufgefallen. Dieser ist sehr fließend, bildhaft und mit einer Spur Dramatik. Das hat mir gefallen, da es zeigt, dass Rena Fischer tatsächlich ein Talent zum Schreiben hat.
Auch der Verlauf der Handlung gefiel mir gut. Emma schien eine aufgeweckte Protagonistin zu sein, die versucht das Beste aus ihrer neuen Situation herauszuholen und sich in den neuen Schulalltag mit dem Training ihrer Fähigkeiten einzugewöhnen.
Ich weiß nicht, an welchem Punkt es passierte, doch irgendwo hat mich die Autorin mit ihrer Geschichte allerdings verloren.
Die Thematik ist relativ komplex. Die Schule tritt irgendwann stark in den Hintergrund und es dominiert der Handlungsstrang um die beiden rivalisierenden Vereinigungen der Raben und der Falken. Mir fällt es sehr schwer zu sagen, was für ein Problem die Leute miteinander haben und was sie eigentlich wollen. Eigentlich waren beide Partein einmal eins und ich kam nicht mehr hinterher, wer genau warum die Raben oder Falken gerade verraten hat und wer der nächste Überläufer ist.
Die Fragezeichen in meinem Kopf nahmen mit der Vielzahl an Figuren im Buch auch zu. Normalerweise ist dies für mich kein Problem, doch im Laufe der Handlung betreten so viele Kerle das Spielfeld, die wahweise mit Vor- oder Nachnamen angesprochen wurden, dass ich nicht mehr wusste, wer wer war. Die Autorin hat es hier einfach nicht geschafft, ihre Charaktere etwas eigenständiges zu geben, dass sie auszeichnet. Für mich waren sie nur Namen hinter denen nichts steckte.
Ähnlich entwickelten sich auch die Protagonisten. Aus Emma und Aiden werden plötzlich kleine mentale Geheimagenten, die in ihren jungen Jahren schon alles können und in allem den Durchblick besitzen. Ich kenne viele Teenies, die Helikopter fliegen können und mit einer Kaltblütigkeit Leute erschießen, nicht! Von ihren Gefühlen zueinander, die plötzlich da waren, ist bei mir nichts angekommen.
Man dürfte sich bei Chosen zumindest nicht beschweren, dass nichts passiert. Gefühlt, wird ständig jemand entführt, die Protagonistin lässt ständig etwas in die Luft gehen und ständig ist die Unsicherheit da, wer gerade Gut und wer Böse ist.
Nebenbei kommt Emma zu solch abstrusen Erkenntnissen, die auf abenteuerliche Art vom Himmel fielen und mir Falten ins Gesicht trieben. Ich musste mich mehr als einmal fragen, ob ich etwas verpasst habe, gut möglich bei den ganzen Entführungen. Für mich wurden hier einfach Dinge festgestellt für die es zuvor keine Andeutungen gab. In manchen Büchern mag das Prima funktionieren, doch hier war es einfach nur "HÄH?" Vielleicht kann mich ja auch jemand aufklären, was es mit dieser Kate auf sich hat, die Emma in ihren Gedanken herumspukt.
Neben der ganzen Frustration bezüglich des Handlungsverlaufs musste ich leider gegen Ende feststellen, dass Chosen der erste Teil einer Dilogie ist. Hätte ich dies vorher gewusst, ich hätte wohl nicht zum Buch gegriffen. Dementsprechend offen und unbefriedigend fällt auch das Ende aus. Die ganze Quälerei und Falten waren also umsonst für mich, da ich den zweiten Teil nicht lesen möchte.
Wirklich schade, denn "Chosen - die Bestimmte" begann so gut und die Autorin hat definitiv einen angenehmen Schreibstil, doch das mit dem Geschichtenerzählen ging für mich nicht auf. Das Buch überfordert sich selbst mit seiner Flut an Action, Namen und Verschwörungen und nahm mir den Spaß am Lesen.
2/5
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