| Die Davenports. Liebe und andere Vorfälle von Krystal Marquis

 Seit längerem hatte ich mal wieder Glück bei Vorablesen und gewann diesen Historical. Ich liebe das Genre und war daher sehr gespannt auf diesen ungewöhnlichen Titel.

Olivias Familie gehört zu einer der sehr rar gesäten wohlhabenden, schwarzen Familien in Chicago. Als Teil eines Kutschenimperiums soll Olivia bestmöglich verheiratet werden. Der Pflichterfüllung sah sie sich optimistisch gegenüber bis sie eine andere Seite der schwarzen Realität kennenlernt.

Das Buch spielt in den USA anno 1910. Es ist eine Zeit des Umbruchs und gleichzeitig sind die Frauen noch in ihren Konventionen des vergangenen Jahrhunderts gefangen. 

Dies ist nicht nur Olivias Geschichte, wie ich erst nach und nach beim Lesen erfuhr. Es geht auch um Amy Rose, das Dienstmädchen der Davenports, die sich in den Sohn des Hauses verliebt hat und ein eigenes Geschäft eröffnen möchte. 

Dann haben wir Ruby, Olivias Freundin, die ihren Eltern zu Liebe einen Mann heiraten soll, den sie gar nicht will, da sie sich in einen anderen verliebt hat. 

Und wir haben Helen, Olivias Schwester, die lieber Zeit in der Werkstatt als in Ballsälen verbringt. 

Alle Charaktere und ihre Geschichten fand ich gleichermaßen interessant, auch wenn wir jede von ihnen bei einem 400 Seiten starken Buch erstmal nicht so tief antreffen. 

Die Autorin hat für ihre Geschichte sehr gut recherchiert, was die Lebensumstände aus der Zeit anbelangt. Auch das war aufwühlend und interessant geschildert. Im Nachwort erfahren wir noch mehr dazu. 

Die Geschichte endet gleich mit mehreren Cliffhangern. Ich weiß nicht, wie viele Teile aktuell geplant sind. 

Mir hat der Besuch bei den Davenports gut gefallen. Man muss sich definitiv darauf einlassen können, dass hier direkt 4 Erzählperspektiven auftauchen. 

4/5

Hörbuchrezension | Dear Love, I hate you von Eliah Greenwood

 

Als Aveena in der Bibliothek einen wütenden Brief anonym an ihre Lehrerin verfasst, war sie in dem Glauben, dass dieser niemals von irgendwem gelesen werden würde und schon gar nicht, dass jemals jemand auf ihn antworten würde. Doch schließlich sollte sich dies als der Beginn einer besonderen Brieffreundschaft entwickeln, in der sich "Love" und "Zac" alles anvertrauen, was niemals jemand wissen darf. Und schon gar nicht dürfen sie voneinander wissen, wer sie wirklich sind, denn die Geständnisse, die sie sich machen, haben es in sich. 

Als ich den Klappentext des Buches las, wusste ich: das ist genau meine Geschichte. Ist ja auch nicht die erste gewesen, welche über anonyme Nachrichten handelt, die ihre Verfassenden zueinander bringt. Ich mag das einfach sehr und hoffte, dass mich auch diese Variante davon begeistern würde.

Was soll ich sagen, nach kurzen Anlaufschwierigkeiten hat mich die Story auch komplett abgeholt. Ich hatte zunächst Schwierigkeiten, weil wir Aveena nicht gerade in ihren sympathischsten Momenten kennenlernen. Doch als der Briefverkehr beginnt, bekommt die Geschichte eine unglaubliche Dynamik, die mich an sie fesselte.

Da die Geschichte aus 2 Perspektiven erzählt wird, wissen wir von Anfang an mit wem Aveena schreibt. Es ist Xavier, kein anderer als der Star des Basketballteams und Tyrann aus Aveenas Kindheit. Tatsächlich erfährt Aveena auch recht bald mit wem sie es zu tun hat. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte, denn es passieren noch einige dramatische und aufwühlende Ereignisse. 

Aveena macht eine grandiose Entwicklung durch. Von einer etwas schwierigen Figur zu einer unglaublich starken Protagonistin, die mit ganz viel Rückgrat aushält, was da auf sie einprasselt. Das war sehr bewundernswert. 

Xavier ist der begehrte Sportler, dem man nur schwer hinter die Fassade blicken kann und der sich im Laufe des Buches nicht mit Ruhm bekleckert. Das war manchmal schwer zu ertragen. Dennoch hat er seine verständlichen Beweggründe.

Was mich ein wenig irritierte, war, dass wir nicht wirklich geschildert bekamen, wie Aveena und Xavier aussehen. Irgendwie hatte ich aufgrund ihres Backgrounds mit PoC gerechnet, doch das zerschlug sich im Laufe der Geschichte.  

Das Buch steckt voller ernster Thematiken, die ich so nicht erwartet hatte und die die Geschichte definitiv bereicherten. Auch einige explizite Sexszenen tauchten auf. Daher ist die Geschichte wohl eher ein New Adult und weniger ein Jugendbuch.

Außerdem kamen interessante Figuren hinzu, die wir in den kommenden Teilen der Reihe, die über die besten Freunde von Xavier und Aveena handeln werden, wiedersehen werden.

Ich hoffe, dass es auch dazu ein Hörbuch geben wird. Hier haben Florian Schmidtke und Martha Kindermann einen tollen Job erledigt und den Charakteren sehr viel Leben eingehaucht.

Ich hatte mir von "Dear Love, I hate you" erwartet, dass es gut werden würde und meine Erwartungen wurden einfach komplett überholt. Ganz großes Kino!

Teil 2 | Vergissmeinnicht. Was bisher verloren war von Kerstin Gier

 Was habe ich dieser Fortsetzung entgegen gefiebert. Ich liebe die Jugendbücher von Kerstin Gier! Da Band 2 vor knapp 2 Jahren erschien und ich eine Gedächtnisauffrischung nötig hatte, hörte ich mir das Hörbuch zu Band eins zur Vorbereitung an. Definitiv auch eine Empfehlung von mir, da Jasna Fritzie Bauer und Timmo Niesner einen guten Job machen.

Mathilda will auch in den Saum, kann ja nicht sein, dass all die Entdeckungsarbeit an Quinn hängen bleibt. Schließlich stellt er nicht so viele wichtige Fragen wie Mathilda. Nur doof, dass Quinn unbedingt verhindern muss, dass sich Mathilda im Saum in Lebensgefahr begibt. Tja, was macht man an der Stelle, um einen guten Kompriss zu finden? Richtig, man geht trotzdem und fragt dabei einen niedlichen Dämon um Hilfe.

Mathilda und Quinn haben eine schmerzliche Trennung hinter sich. Dabei haben sie sich noch so viel zu sagen und vor allem zu entdecken. Denn die Zwischenwelt, der Saum, schläft nie und dann gibt es da auch noch die Gruppe von Studenten zu der Quinns verstorbener Vater gehörte, die unerlaubterweise in den Saum eindrangen. 

Doch Mathilda wäre nicht die unverwechselbare und tolle junge Protagonistin, wenn sie nicht einen Weg finden würde, das mit Quinn gerade zu biegen und selbst den Saum zu erkunden. Dabei steht ihr der schnuckelige Wasserspeierdämon Bax zur Seite und der Saum wird durch Mathildas Augen noch einmal auf besondere Weise lebendig.

Natürlich treffen wir auch noch bekannte Charaktere wieder, andere verschwinden unrühmlich und wieder andere sind ganz neu. Ich liebe Mathildas Familie voller religiöser Fanatiker. Selbst möchte man definitiv kein Mitglied sein, steht aber gerne am Gartenzaun und beobachtet das Spektakel. 

Ich muss sagen, dass Teil 2 wirklich lange Zeit die Rolle eines klassischen Zwischenbandes einnahm. Die Handlung wurde nicht so richtig voran gebracht und ich fand auch, dass der typische Kerstin-Gier-Humor auf der Strecke blieb. Den hab ich vermisst. Bis es auf den letzten 100 Seiten dann wieder so wurde, wie ich es mir auch für den Rest erhoffte. Ich fand zwar, dass das große Finale aus schwachen Motiven eingeläutet wurde, weil die hilfebedürftige Figur, einfach nicht wirklich relevant für die Geschichte ist. Dennoch fand ich das Finale wieder unglaublich unterhaltsam. Es war packend, spannend und lustig. Eben so wie ich mir auch den Rest erwartet hätte. Zum Glück hat das Finale es noch geschafft, dass ich dem Buch in Gedanken nachhing und mich auf den letzten Band freue, denn wir werden auch noch mit einem gemeinen Cliffhanger konfrontiert. 

Ach ja: bemerkenswert fand ich auch, dass Kerstin Gier in diesem Buch es noch mehr wagt in die Universen ihrer anderen Reihen einzutauchen und Andeutungen streut. Besonders zu Silber wird ganz klar Bezug genommen und das fand ich mutig und toll. 

Daher ist Band 2 für Fans der Autorin natürlich ein Muss, auch wenn das Buch ein paar Schwächen hatte.

4,5/5

Highlight | Das Herz der stolzen Lady von S. M. LaViolette

 

Elinors Leben lief nicht gerade in liebevollen Bahnen. In einer arrangierten Ehe erfuhr sie nur Gewalt. Der Tod ihres Mannes war ein Befreiungsschlag. Will sie wieder heiraten? Auf gar keinen Fall! Dann kommt ein gutaussehender Amerikaner in ihr Leben und setzt alles daran, ihr Herz zu gewinnen. Stephen ist auf einer Rache- Mission gegen eine englische Adelsfamilie, die sein Leben vor 15 Jahren zerstörte. Für deren Erfolg darf er sich auf keinen Fall verlieben.

Endlich mal wieder ein Historical von S.M. Laviolette. Sie enttäuscht mich nie und überzeugt einfach auf allen Bereichen. Spannend und aufwühlend sind ihre Geschichten immer.

Wir lernen Elinor als junges Mädchen kennen, die sich auf einen Ball langweilt und eine weitreichende Tat vollbringt, die sie noch für den Rest ihres Lebens quälen wird. Jahre später ist sie verwitwet und entkam so aus der lieblosen und gewaltsamen Ehe zu einem Marquis. Was hier beschrieben wurde, war möglicherweise die brutale Realität für Frauen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mich hat es öfters Schlucken lassen und ich fühlte sehr mit Elinor in ihrer ungerechten Situation. Nun ist sie Anfang 30 und eine selbstbestimmte Frau, die sich auf gar keinen Fall mehr einem Mann "ausliefern" möchte. Lieber verschreibt sie sich der Medizin und hilft anderen Menschen.

Dann kommt Stephen in die Nachbarschaft und möchte das Anwesen aufkaufen, auf dem Elinor liebt. Er wirbt sofort um sie, und Elinor kann sich gar nicht erklären wieso. Wir wissen von Anfang an, was Stephen antreibt. Er erscheint stellenweise wahnhaft und ich erwartete jeden Moment die große Katastrophe, wenn alles zusammenläuft und Elinor versteht, was vor sich geht. 

Die Autorin hat alles sehr glaubhaft und packend zusammengebracht. Doch dann war die Geschichte noch nicht zu ende. Was dann folgte, war wichtig und genauso fesselnd. Ich liebe ihre Geschichten sehr und freue mich, dass dieser Band erst der Einstieg in eine Trilogie war und Band 2 schon auf mich wartet. Hoffentlich werden noch ganz viele Reihen folgen!

5/5

Mehr erwartet | Vampyria 1. Der Hof der Finsternis von Victor Dixen

 Auf dieses Buch bin ich dankbar des Newsletters der Bücherbüchse aufmerksam geworden. Zuvor ist mir der Titel noch nicht begegnet und so kam es zu einem Spontankauf, denn ich fand, dass Vampire und Versailles nach einer ziemlich guten Kombination klang.

 

Jeane lebt in einer Welt in der Ludwig XIV nicht starb, sondern in einen Vampir verwandelt wurde. Vampirdynastien erstrecken sich seit dem durch ganz Europa und unterjochen die Sterblichen, verlangen Blutzölle. Nach dem sie ihre Familie verlor, schwor sie Rache und begibt sich als Anwärterin nach Versailles.

Seit langem hatte ich mal wieder einen Roman von einem Autor gelesen. Bei den Hörbüchern passiert das schon öfter, dass mir Geschichten von Schriftstellern unter kommen. Mir fiel es während des Lesens tatsächlich auch schon auf den ersten Seiten auf. Die Geschichte beginnt, brutal, blutig und schockierend. Die Protagonistin verliert auf den ersten Seiten in schlechter Horrorfilmmanier ihre gesamte Familie. Das war irgendwie eigenartig vorhersehbar konstruiert. 

Das Setting war dafür sehr atmosphärisch und der Weltenentwurf gut durchdacht. Das Setting um Versailles war toll ausgearbeitet und ich wusste auch hier wieder, warum ich den Ort so anziehend finde.

Ich bin dafür aber nicht mit unserer Protagonistin warm geworden. Sie zählt nicht gerade zur sympathischen Sorte und geht für ihre Rache über Leichen. Zeitgleich ist sie ziemlich naiv und so komme ich auch zum weiteren Schwachpunkt: der Liebesgeschichte. Die das Buch nicht gebraucht hat, aber trotzdem da war. 

In der Geschichte tauchen außerdem eigenartige horrorartige Elemente (Bspw. Der Bösmund) auf, die die Geschichte auch nicht gebraucht hätte, bzw. nicht absehbar ist, wohin das Ganze führen soll. Ich fand das sehr irritierend und es hat zu sehr den Fokus davon abgelenkt, weswegen ich das Buch lesen wollte. 

So hatte ich vom ersten Band der Vampyria Reihe mehr erwartet und werde an dieser Stelle nicht weiterlesen. Schade, um die außergewöhnliche Idee.

3/5