Dienstag, 25. März 2025

Mehr erwartet | Pride und Prejudice und Pittsburg von Rachel Lippincott

 Ich hatte das große Glück bei einer Lovelybooksleserunde zu einem Titel dabei zu sein, auf den ich mich total freute, denn die Thematiken versprachen mir, was ich liebe: Zeitreisen sowie Stolz und Vorurteil. Es konnte eigentlich nur gut werden.



Audrey hadert gerade mit ihrem Leben. Der Schulabschluss steht kurz bevor, doch ihre Bewerbung an der Kunsthochschule wurde nicht akzeptiert. Sie soll ihre Mappe überarbeiten, leidet allerdings an Inspirationslosigkeit. Als ein alter Stammkunde im Laden ihrer Eltern ihr eine Münze zuwirft, wird Audrey direkt in das Jahr 1812 katapultiert in den hochherrschaftlichen Vorgarten von Lucy. Die ist ziemlich erstaunt über das eigenartig gekleidete Mädchen, das behauptet aus der Zukunft zu sein. Ein willkommenes Abenteuer beginnt für Lucy, deren Alltag vom Werben eines unliebsamen Gentlemans bestimmt ist.

Zeitreisen und Stolz und Vorurteil sind voll mein Ding, daher konnte ich es kaum Abwarten das Buch in den Händen zu halten. Ein Schock überkam mich dann tatsächlich als es soweit war. Das Büchlein ist hübsch anzusehen in seinem kleinen Taschenbuchformat mit den Klappen und einem mittlerweile stattlichen Preis von 18 Euro! Ich dachte, ich gucke nicht richtig. Bevor die Preise alle so explodiert sind, hätte das Buch in dem Format und der überschaubaren Stärke von 350 Seiten 10, maximal 12 Euro gekostet. Ich glaube nicht, dass ich es in der Buchhandlung zu diesem Preis mitgenommen hätte. Umso glücklicher war ich, es über die Leserunde gewonnen zu haben und so startete ich direkt mit dem Lesen.

Der Einstieg verlief problemlos. Wir lernen Audrey kennen, die im Laden ihrer Eltern jobbt und nicht weiß, ob ihre große Leidenschaft das Malen ihr weiteres Leben bestimmen soll. Ihr fehlt die Inspiration um ihre Bewerbungsmappe fertigzustellen. Audrey ist eine moderne junge Frau, die eine sehr enge Bindung zu ihrer Familie hat. Ich fand deren Umgang miteinander wirklich schön. Audrey lässt sich auch nicht wirklich aus der Ruhe bringen, als sie über 200 Jahre in der Zeit fällt. Sie nimmt die Situation an und versucht herauszufinden, wie sie in ihre Gegenwart zurückkehren kann. Dafür muss sie scheinbar die wahre Liebe finden.

Eine Aussicht auf Liebe erwartet Lucy nicht in ihrem Leben. Ihr Vater drängt sie zu einer Ehe mit dem reichen, älteren Mr. Caldwell, der in Lucy hauptsächlich Abscheu sich regen lässt. Lucy ist eine klassische junge Dame der Zeit, die von ihrem Leben nicht mehr erwarten darf als eine Heirat und die Produktion von Erben. Lucy ist gefangen zwischen den Konventionen ihrer Zeit und dem, was sie sich ersehnt. Es braucht einiges an Überzeugungskraft bis Lucy ausbrechen kann. Wir erfahren die Geschichte aus der Perspektive von beiden und mir gefiel gut, dass man da deutlich einen stilistischen Unterschied merkte.

Audrey weiß nicht, wer in ihr die nötigen Gefühle für eine Heimkehr wecken könnte. Sie lernt in ihrem neuen Alltag einige interessante und charmante Figuren kennen. Besonders Stallbursche James hat es mir da angetan. Doch Audrey erkennt schon bald, dass es Lucy ist, die sie will, aber eigentlich gar nicht haben kann.

Mich unterhielt die Geschichte gut bis zum wohl essenziellsten Punkt: Der Liebesgeschichte. Beide teilen freundschaftliche Momente miteinander und werden immer wieder von Eifersuchtsgefühlen geplagt. Ohne, dass ich diese als Leserin nachvollziehen könnte, denn es kam zu keinen romantischen Situationen zwischen ihnen. Es erschien für mich eher so, als würde man einfach seine Freundin nicht teilen wollen, die in so schwierigen Situationen ein Anker war. Audrey hat einige schöne und romantische Situationen nur mit anderen und nicht mit Lucy. Mir war das am Ende zwischen ihnen zu viel des Hin und Her und künstlich erzeigten Dramas, welches nicht existiert hätte, wenn beide einfach miteinander gesprochen hätten.

Inhaltlich ist mir ein logischer Fehler aufgefallen, der mich schon störte. Lucy ist unverheiratet und lebt allein auf dem Landsitz ihrer Familie. Ihr Vater ist für mehrere Wochen in die Stadt gereist. Lucy hat keine Gouvernante, Gesellschafterin oder weitere Verwandtschaft im Haus, die dafür sorgen würden, dass der Anstand bzw. Lucys kostbarer Ruf gewahrt werden. Sie lebt dort mit den einfachen Bediensteten, die allerdings keine Handhabe über Lucy hätten, denn sie ist ja die Herrin im Haus und kann so tun was sie will. In Bezug auf Lucys Heiratsaussichten ist das fatal, wenn ihr Ruf in Frage gestellt wird. Für die Geschichte ist das Ganze praktisch, denn so kann Audrey einziehen. Das Ganze wäre 1812 aber so gesellschaftlich nicht passiert.

„Pride und Prejudice und Pittsburgh“ von Rachael Lippincott hat mit dem namengebenden Vorbild inhaltlich nicht viel zu tun. Das Buch hatte alles, um richtig gut zu werden, doch leider hatte ich zwei gravierende Kritikpunkte, die mich nicht versöhnt mit der Geschichte zurückließen.

3/5

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