Ich habe das Wort "Flop" schon länger nicht mehr als Überschrift in einer Rezension gebraucht, doch hier war es zu 100% verdient!
Molly hat nach dem Tod ihres Mannes ein Bordell von ihm geerbt. Um finanziell nicht den Bach herunterzugehen, muss sie es betreiben. Als Madame Noir empfängt sie dort maskiert die Gäste. Als Lord Everham zum Stammgast bei ihr wird, läuft Molly Gefahr, dass er ihre wahre Identität aufdecken wird und das muss sie unbedingt vermeiden.
Mich sprach das Cover sofort an und mir gefiel auch die Thematik. Molly als Dame aus gutem Haus muss sich nach dem Tod ihres Mannes plötzlich mit einem zwielichtigen, horizontalen Gewerbe auseinander setzen. Das waren interessante und ungewöhnliche Voraussetzungen für einen Historical.
Als ich allerdings die Protagonisten kennenlernt, überlegte ich mir schnell, ob ich das Buch wirklich weiterlesen sollte. Im Nachhinein hätte ich das Buch wirklich abbrechen sollen. Doch ich hatte die Hoffnung, dass die Autorin sich für ihre Figuren noch eine überraschende Wendung überlegt, wie Mord, Totschlag, Flucht...
Denn was hier dargestellt wird, ist eine hochgradig toxische Beziehung. Jetzt werden Spoiler folgen, aber wenn du diese Rezension gelesen hast, wirst du die Geschichte eh nicht mehr lesen wollen! Everham ist komplett besessen von Madame Noir. Er stellt ihr nach und belagert sie, bis er ihr Geheimnis erfahren hat. Er muss wissen, wer sie ist, um sie dann besitzen und kontrollieren zu können. Dass sie in einem Bordell arbeitet, scheint er als Freifahrtschein zu sehen. Dabei ist es keine Liebe auf den ersten Blick, denn er nimmt auch die Dienste von anderen Damen in Anspruch. Nicht gerade das, was ich von dem Helden eines Liebesromans lesen will.
Als er weiß, dass Molly hinter Madame Noir steckt, erpresst er sie mit der Zukunft ihrer Tochter, damit sie ihm zu Willen ist. Er drängt sich ihr auf, schläft mit ihr mehrfach. Und nur weil die Autorin nicht von einer Vergewaltigung spricht, ändert das nichts an der Tatsache, dass hier in diesem Buch Sex dargestellt wird, der nicht einvernehmlich ist!
Mein Hoffnung war, dass die hilflose Molly es schafft auszubrechen, dass sie anfangen würde sich zu wehren, oder einfach aktiv wird. Dass sie Everham töten würde oder sich selbst. Ein geplanter Suizid kommt auch in der Geschichte vor, doch Molly wird gerettet und direkt wieder in Everhams Fänge befördert. Das Schlimme daran ist, dass sie einmal zum Orgasmus gebracht, sich in Everham verliebt und so endet die Geschichte mit einem absolut fragwürdigen und fürchterlichen Happy End. Was mich auch entsetzt zurücklässt. Wie kann man so eine Art toxische Beziehung (das toppt Shades of Grey und Twilight um Meilen!) so sehr romantisieren? Wie kann man solche Geschichten ungefiltert herausbringen und als Liebesroman verkaufen? Ich verstehe das wirklich nicht!
"Ein Lord zwischen Spiel und Liebe" ist ein äußerst fragwürdiger Historical von Katherine Collins in dem eine toxische Beziehung romantisiert wurde und nicht einvernehmlicher Sex zwischen die Protagonisten an der Tagesordnung stand. Selten habe ich so eine fürchterliche Geschichte gelesen, hätte ich bloß abgebrochen, doch meine Hoffnung auf eine Protagonistin, die all dem ausbricht, war zu groß.
1/5
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