Dienstag, 4. Februar 2014

1/5 "Seelenkuss" von Lynn Raven

Es tut mir in der Seele weh!



Darejan aus dem Volk der Korun ist die Schwester der Königin und besitzt so einige Privilegien. So lernt sie einen Fremden aus einem weit entfernten Reich kennen und lieben. Als sie eines Tages feststellt, dass etwas mit ihrer Schwester nicht stimmt, ist alles bereits zu spät und Darejan verliert ihre Erinnerung und Liebe...
Bildquelle
Vorab, ich bin ein großer Fan der Autorin und habe jeden ihrer Romane mit Freude gelesen, doch "Seelenkuss" ist seit langem eines der schlechtesten Bücher, welches ich lesen musste. Das zu schreiben, tut mir wirklich in der Seele weh. Doch woran liegt es?

Erst einmal war der Einstieg in die Handlung schon unglücklich gewählt wurden. Einige Kapitel werden aus der Sicht Refens erzählt, sodass ich urtümlich davon ausging, dass er der Protagonist neben Darejan sein würde. Refen besaß auch die typischen Eigenschaften eines klassischen Lynn-Raven-Helden. Meine Sympathien hatte er also, doch verschwand er schon wieder nach den ersten 100 Seiten, nur um erst in den letzten 10 (!) Seiten wieder ausgekramt zu werden.
Darejan an sich war okay - eine Umschreibung, die ich bei Charakteren sonst nie wählen würde, aber mir fallen zu ihr keine prägnanten Eigenschaften ein. Der eigentliche Held der Geschichte, dessen Name erst sehr spät genannt werden durfte, hat die Rolle des Schwachsinnigen auferlegt bekommen. So sieht Darejan ihn zumindest und redet die meiste Zeit über sehr abfällig von ihm. Der Verrückte, Dunanor, Jarhal... die Liste ist lang. Die Liste seiner Charakterzüge hingegen nicht.
In dieser Hinsicht nehmen sich Darejan und ihr Auserwählter nicht viel. Gerade weil ich von der Autorin etwas anderes gewöhnt bin - sprich vielschichtige Persönlichkeiten, gerne mit Badboyeinschlag, und gütige Frauen, zwischen den die Funken nur so explodieren - war die Enttäuschung unglaublich herb.

Was die Charaktere verbockt haben, konnte auch die Handlung nicht herausreißen. Von vornherein existiert für mich das Problem, dass beide Protagonisten unter einer magischen Amnesie stehen und ich erst gar nicht wusste, wohin die Reise uns führt, aber auch woher der Wind wehte. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wir die Kennenlerngeschichte der beiden live miterleben und nicht in kurzen Traumsequenzen erst am Ende erfahren. Dafür hätte sich die Autorin die elendig lange Reise und Flucht übers Meer, durch Wälder, Wüsten, Ebenen, Städte oder Gebirge sparen können. Es wollte einfach nicht enden und die ganzen Katastrophen, Gegner und Kreaturen, die die Wege kreuzten, waren lästig und seitenfüllend, wie schon lang nicht mehr!
Ein wenig entsetzt war ich über die Kaltschnäuzigkeit der Protagonistin, welche am abrupten Ende, das ich mir nach der fast 600-seitigen Langeweile herbeisehnte, über zwei Menschenleben mal eben so entschied. Außergewöhnlich viele sinnlose und grausame Tode sind in "Seelenkuss" zu beklagen, welche für so junge Fantasy eigentlich nicht tragbar ist. Ich schätze "Game of Thrones" hat der Autorin als Inspiration gedient, wenn sie auch nur ansatzweise diese Spannung hätte übertragen können, wäre das Buch ein Reißer geworden.

Der Grund für meine selten vergebene Niedrigstwertung ist der Schreibstil, wenn dieser mir nicht zusagt, ist schon das halbe Buch dem Untergang geweiht.
Eigentlich liebe ich Lynn Ravens Art zu schreiben, die Gefühle, die sie damit unvergleichlich transportieren kann oder Situationen entstehen lässt. Doch hier hat sie eindeutig übertrieben! Ich als Leserin brauche einfach keine drei unterschiedlichen Begriffe für ein und das Selbe Gebiet oder Volk.  Und warum, muss ein seltsames fabelartiges Reittier mit exotischem Namen her, wenn es auch ein Pferd tun würde. Schon klar, dies ist nun mal Highfantasyliteratur, doch muss ich mir darunter doch auch etwas Vorstellen können, damit das ganze Konzept funktioniert. Das ging nur hier eben nicht, weil die Reittiere, deren komplizierter Namen mir entfiel, des Reitervolks, dessen komplizierter Name mir auch entfiel, einfach nicht beschrieben wurden. Diese Dinge häuften sich einfach, es wurden fantasievolle Worte eingeworfen, deren Bedeutung nicht erklärt wurde oder ich mir irgendwie herleiten konnte. Das macht für mich in etwa so viel Sinn, wie das Lesen von „Krieg und Frieden“, bei dem man jedoch 10% der Worte aus dem Russischen unübersetzt ließ…

Mir fällt beim besten Willen kein positiver Aspekt des Buches ein. Traurig aber wahr. Ein Indiz dafür ist, dass ich „Seelenkuss“ sechs Wochen neben meinem Bett liegen hatte, parallel ein anderes Buch beendete und eigentlich nur lustlos zu diesem Roman griff. Zum Vergleich: Ich habe „Blutbraut“ mit 150 Seiten mehr an einem einzigen Wochenende durchgelesen.
Wenn der nächste Roman von Lynn Raven ansteht, warte ich erst einmal ein paar Kritiken ab, bevor ich wieder blind zu schlage. So eine Quälerei will ich kein zweites Mal erleben. 

Wertung: 1/5

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bitte beachte!

Durch das Kommentieren eines Beitrags werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten wie Name, Email und IP-Adresse erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben.

Beim Senden eines Kommentars werden diese Daten gespeichert. Mit dem Abschicken des Kommentars erkärst Du Dich damit einverstanden. Weitere Informationen findest Du in der DATENSCHUTZERKLÄRUNG.