Beim Stöbern bin ich auf dieses wunderschöne Jugendbuch aufmerksam geworden, welches gerade am Montag erst erschien. Mich sprach der Klappentext an und die anderen Bücher der Autorin hatten sehr gute Bewertungen bekommen, daher wagte ich es spontan und holte mir die Fabelmachtchroniken nach Hause. Ob ich es bereut habe?
Mila flüchtet nach einem Streit mit ihrer Mutter nach Paris. Dort läuft sie einem Jungen in die Arme, der ihr ziemlich bekannt vorkommt, denn sie hat über ihn Geschichten verfasst seit sie das Schreiben lernte. Die 17-Jährige erfährt, dass sie die Gabe der Fabelmacht besitzt und mit ihren geschriebenen Worten Dinge verändern kann. Sie ist nicht die einzige, denn der Held in ihren Geschichten hat auch in ihrem Leben herumgeschrieben. Eine gefährliche und vorbestimmte Reise beginnt.
Ich muss zu Beginn sagen wie gut mir die Aufmachung des Hardcovers gefällt. Das Cover ist ein Hingucker und auch im Innenteil wiederholt sich zu jedem Kapitelstart die verlaufene Tinte vom Schutzumschlag.
Der Beginn in die Geschichte lies sich sehr gut an. Ich merkte sofort, dass Kathrin Lange eine erfahrene Autorin ist. Ihr Schreibstil war reibungslos, detailiert, aber nicht zu aufdringlich, atmosphärisch, ohne langatmig zu sein. Das hat mir gut gefallen. Ich fand es auch toll, dass ich sehr schnell zu den Charakteren gefunden hatte und diese nicht unnahbar blieben.
Mila ist sehr eigen. Sie hat einen starken Willen und scheut nicht nach einem Streit von Berlin nach Paris abzuhauen. Das war ziemlich taff. Was mir an ihr nicht gefiel, war die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Gabe um die Fabelmacht akzeptierte. Sie hinterfragt nichts, ist aber gleichzeitig sofort die beste Anwenderin der Fabelmacht in ganz Paris. Warum? Ich hätte mir hier mehr Reflektion gewünscht, warum soll Mila es so perfekt beherrschen? Warum können bestimmte Leute die Fabelmacht ausüben und andere nicht? Was muss beachtet werden, damit es gelingt und nichts im Chaos versinkt?
Die Idee zur Fabelmacht fand ich toll und war für mich ausschlaggebend zum Kauf des Buches. Der Klappentext versprach für mich allerdings mehr als ich bekam. Ich hätte mir mehr Einblicke in die Vorgeschichte von Mila und Nicholas gewünscht, gerne Textausschnitte der Geschichten, die sie übereinander schrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Protagonisten ihre Gabe öfters eingesetzt hätten. So passiert dies erst sehr spät im Buch. Die angedeuteten Möglichkeiten und die Geschichte der Fabelmacht fand ich sehr interessant. Ich hätte mir einen größeren Fokus darauf gewünscht.
Die Handlung war sehr aktionreich. Kaum ist Mila in Paris eingetroffen überschlagen sich die Ereignisse. Sie trifft rätselhafte Menschen, die fast alle über ihre Gabe bescheid wissen. Dann wird sie mehrfach verfolgt und gerät in tödliche Gefahren. Mila war ständig unterwegs mit den abwechselnden Figuren. Es wurde eigentlich nicht langweilig. Mir fehlten jedoch die ruhigen Momente, welche die Protagonisten gebraucht hätten, um zueinander zu finden.
Hier sehe ich die größte Schwäche des Buches. Mir gefiel die Liebesgeschichte leider gar nicht. Anders ausgedrückt, ich habe sie nicht gefühlt. Der Verlauf der Handlung ist tragisch, doch das Buch konnte in mir einfach keine Emotionen wecken. Kein Wunder, denn wir erfahren von der Autorin, dass Mila und Nicholas sich lieben, doch sie zeigt es uns nicht. Die beiden haben sich keine 2 Tage gesehen und es ist die ewige Liebe, schon immer gewesen, schließlich kennen sie den anderen aus ihren eigenen Geschichten. Diese Geschichten kannte ich aber nicht, ich kann nicht nachvollziehen, warum Nicholas und Mila sich nach stundenlangem herumrennen durch Paris auf einmal unsterblich lieben. Die beiden haben ja kaum Worte miteinander gewechselt, noch Zeit zu zweit verbracht. Die aufopferungsvolle Entwicklung der Handlung konnte ich nicht nachvollziehen. Es hat mich einfach nicht interessiert, was mit ihnen geschah. Was in Anbetracht der Dramatik, wirklich tragisch ist!
Als dann auch noch ein Liebesdreieck angedeutet wurde, war ich ganz raus!
Die Geschichte erinnerte mich teilweise an die Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare. Beide Autorinnen haben einen sehr ähnlichen Schreibstil, was gut ist. Ich frage mich, ob Kathrin Lange die Reihe um die Schattenjäger kennt. Das Aufmalen von Runen hat mit der Fabelmacht einiges gemein. So kann mit Beschreiben einer Tür ein Schloss geknackt werde. Schrift wird auf der Haut sichtbar. Die Charaktere hätten mit ihren Eigenschaften locker ein Teil von Clarys Clique sein können. Und auch die geheime mönchsartige Bruderschaft in den Katakomben kam mir irgendwie bekannt vor.
Der Auftakt der Fabelmachtchroniken (Umfang unbekannt) versprach eine innovative, spannende und romantische Geschichte. Mir gefiel der Einstieg ausgesprochen gut, die Handlung nimmt temporeich ihren Lauf, doch blieb für mich das Wichtigste auf der Strecke und das waren die Emotionen.
3/5
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