Emma Morten hat ein riesiges Problem: Sie möchte unter keinen Umständen die Gesellschafterin ihrer grantigen Tante werden. Doch dafür hat sie keine andere Wahl als zu heiraten. Die Voraussetzungen einen geeigneten Ehemann zu finden sind allerdings denkbar schlecht, denn Emma hat kein Vermögen, sie ist sehr unscheinbar und interessiert sich für eine Frau ihrer Zeit viel zu sehr für Politik. Als sie öffentlich vom Earl of Huntington brüskiert wird, scheinen ihre Aussichten einen Ehemann zu finden gegen Null zu laufen. Besagter Earl wird dann allerdings von Emma aus einer skandalösen Situation befreit. Im Gegenzug soll er ihr helfen einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden.
Mich sprach der Klappentext der Geschichte sofort an. Da ich Historicals zur Abwechslung ganz gerne habe, freute ich mich auf die Geschichte, hatte ursprünglich aber was anderes erwartet.
Emma ist eine sehr kluge und interessierte Frau, von der dies zu Beginn des 19. Jahrhunderts allerdings nicht erwartet wird. Emma sollte lieber durch Schönheit, Zurückhaltung und Anmut herausstechen, alles was sie nicht hat. Das macht sie auch aus, das immer wehrende Gefühl nicht richtig zu sein. Da erscheint das verheiraten aussichtslos zu sein. Doch Emma ist gewitzt und versucht aus der Kränkung des Earls einen Vorteil für sich zu erlangen. Emma ist definitiv eine ungewöhnliche Heldin des Genres, da die meisten dann doch mit ihrem Aussehen punkten. Ich konnte sie mir vor meinem inneren Auge nur schwer vorstellen, da sie immer als farblos beschrieben wurde.
William ist das komplette Gegenteil von Emma. Er ist der begehrteste Junggeselle Londons mit einem großen Vermögen, Titel, tollen Aussehen und Heiratsabsichten. Allerdings ist William auch immer noch heartbroken, denn seine große Liebe heiratete seinen Bruder vor einigen Jahren und starb sogar. Sein Auftreten in der feinen Gesellschaft ist zu Beginn sehr rüde. So entwickelt er sich im Laufe der Geschichte von einem äußerst unhöflichen Charakter zu einer etwas besseren Version seiner selbst, wobei die Betonung auf „etwas“ liegt. William ist total optisch orientiert und legt daraufhin auch sein Werben aus. Aufkommende Gefühle für Emma sind schnell vergessen, als er eine bezaubernde junge Dame entdeckt. So kehrt er auch wieder sein boshaftes Verhalten heraus und das ist nicht gerade heldenhaft für einen Protagonisten des Genres.
Ich muss sagen, dass ich zwischen beide auch keine romantische Chemie wahrnehmen konnte. Für mich war ihre Verbindung eher auf geschwisterlicher Ebene. Daher konnte mich dieser Part der Geschichte nicht abholen, es passieren auch keine expliziten Szenen, was ich an dieser Stelle aber nicht vermisste.
Dennoch muss ich sagen, dass mich die Geschichte wirklich gut unterhielt, weil die Handlung einfach fesselnd erzählt war. Es passiert so einiges, was uns die Figuren und ihr Handeln näher brachte und das fand ich wirklich gelungen. Ich fand auch, dass die Autorin uns diese Zeit sehr gut nahe bringen konnte auch wenn ein paar Sachen fehlerhaft waren. So ist „Stolz und Vorurteil“ damals nicht unter diesem Titel erschienen.
Das Hörbuch wurde von Katja Eberhardt eingesprochen, die ich von der Tonie-Figur zu Peter Hase schon sehr gut kannte. Daher war es ein wenig komisch ihre Stimme für diese Geschichte im Ohr zu haben. Sie hat eine reifere, „altmodischere“ Stimme, was zwar gut zum Genre passte, aber nicht unbedingt zur Heldin. Was mich tatsächlich schon zu Beginn des Hörbuchs total störte, war die Aussprache des Viscount, der beständig zu „Weißkaunt“ wurde. Das war sehr gewöhnungsbedürftig.
Der erste Teil von Dana Grahams Regency Roses „Eine Lady in Not“ konnte mich handlungstechnisch absolut abholen. Allerdings wurde ich mit den Charakteren nicht so warm und konnte ihnen daher auch die Liebesgeschichte nicht abkaufen. Dennoch möchte ich das Hörbuch unbedingt empfehlen, weil es einfach mal eine andere Geschichte im Genre ist.
4/5
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