Sonntag, 22. Mai 2016

1 von 5 für "Maestra" von L.S. Hilton

Ich drücke mich ein wenig davor diese Rezension zu schreiben...
Ich habe mit diesem Buch, "Maestra", bei meiner zweiten Lovelybooks Leserunde teilgenommen und mich sehr über die Zusage zur Leserunde gefreut. Es ist ein anderes Leseerlebnis, wenn man seine Meinung zu Buchabschnitten direkt mit anderen teilt und liest, was diese so über das Buch denken.
Ich hatte auch andere Hoffnungen für "Maestra", da die Story wirklich spannend klingt, doch die Protagonistin und in welche Richtung sie die Story sendet, ging mir viel zu weit und dabei bin ich "starken Lesetobak" eigentlich gewöhnt! Doch hier kommen erst einmal die Fakten...

Judith hat Kunstgeschichte in Oxford studiert und ist versiert in ihrem Job in einem Auktionshaus, daher erkennt sie bei einem Kundenbesuch sofort, dass das vorgestellte Bild kein echter Stubbs sein kann, sondern nur in dessen Manier entstand. Umso verwunderter ist Judith als eben dieses Bild, entgegen ihrer Expertise, als echt zur Auktion vorgeschlagen wird. Bei ihren Nachforschungen ertappt, wird Judith kurzerhand gefeuert. Ihre finanzielle Rettung ist ihr Job in einer Champagnerbar, doch Judith strebt nach mehr, nach Luxus, Rache, Geld und Sex. Ihr Trip durch Europa beginnt.

Das Buch wurde schon im Vorfeld als Bestseller gehandelt. Aufgrund der Erwartungen, die es schürt, wird es sich auch gut verkaufen, doch auch viele Enttäuschungen und Entrüstung hinterlassen.

Ich will gar nicht so sehr auf den Inhalt des Buches eingehen. Dieser ist zu keiner Zeit vorhersehbar. Manchmal ist er dafür etwas wirr und schnelllebig. Doch der Inhalt des Buches ist für mich vorallem schockierend und ich bin eigentlich einiges gewöhnt. Es ist kein unterhaltsamer Schock, wie bei einem guten, spannenden Krimi, sondern es ist der Schock über eine Autorin, die mit diesem Buch scheinbar um jeden Preis provozieren will und deutlich über das Ziel hinausschießt.

"Maestra" wird als Thriller mit einem Schuss Erotik und Kunstverständnis vermarktet. Erfüllen tut es davon vllt letzteres einwenig. Niemand, der zum ersten Mal dieses Buch in die Hand nimmt, wird erwarten, was in dessen Lauf passieren wird.
Dabei liest sich die Geschichte recht flüssig an, der Prolog ist brisant und ich war neugierig, was passiere wird. L.S.Hilton hat einen recht flüssigen Schreibstil. Hier und da traten zwar ein paar Längen auf, wenn Judith ihren Gedanken oder Luxusmarken nachhängt, aber ich kam zum Glück recht flüssig durch die Geschichte.

Die Krankheit des Buches ist Judith. Diese Protagonistin sprengt jeden Rahmen und gleichzeitig fehlt ihr so viel. Sie ist wie ein Hohlkörper, wie ein Roboter, dem jegliche Emotionen fehlen. Während des Lesens fragte ich mich mehrmals warum sie so ist, warum sie die Dinge tut. Doch eine Antwort dafür gibt es nicht. Die Autorin präsentiert uns auch keine. Sie lässt Judith einfach nur teure Klamotten kaufen, haarsträubende Ideen nachgehen und Leute töten.
Einzig Judith Ziel, welches im Laufe der Handlung nicht wirklich klargestellt wird, ist im Fokus. Judith tut dafür alles und räumt in "American Psycho"-Manier alles aus dem Weg.
Selbstverständlich lässt uns die Autorin daran detailgetreu teilhaben. Was sie dabei allerdings vergisst, ist zu reflektieren, was eigentlich gerade passierte. Da wird gemordet und zerstückelt, ohne einen Einblick in das Gefühlsleben der Killerin. Reue oder Selbsthass kann man vergebens suchen. Vielmehr geht hervor, dass das was Judith tut, total okay ist, sie will ja nur Rache.
Wenn man es herunterbricht, tötet Judith 5 Menschen, nur weil sie gefeuert wurde und das Schlimme ist: Sie kommt damit durch!

Bis zum Ende des Buches habe ich noch darauf gewartet, dass Judith geschnappt wird und ihre gerechte Strafe erhält. Doch nichts dergleichen passiert. Am Ende trifft sie nur ihr potenzielles Opfer Nummer 6, welches die beiden noch folgenden Bände sicher nicht überleben wird. Auch ich werde die Vollendung der Trilogie nicht miterleben. Dieser abstoßende erste Band hat gereicht.

Wer glaubt bei den erotischen Szenen auf seine Kosten zu kommen, sollte gewarnt sein. Auch hier geht es ordinär und ekelerregend zu, was "Feuchtgebiete" als nettes Büchlein erscheinen lässt.

Als ich "Maestra" ausgelesen hatte, googelte ich die Autorin und was sie zur Entstehungsgeschichte sagt. Auffällig ist, dass die Autorin und ihre Protagonistin viele Parallelen besitzen. Die gleiche Biografie mit dem Kunsstudium in Oxford und der gleiche Typ (attraktive Blondine), nur dass L.S.Hilton nach ihren historischen Sachbüchern mal etwas Zeitgenössisches schreiben wollte und damit von Verlagen abgelehnt wurde, bis ein junger Verleger auf die Bildfläche trat, der sich und der Welt mit "Maestra" sicher etwas beweisen wollte. Und da haben wir den Salat. Was auch ich bei den gelesenen Interviews vermisste, war ein kritischer Umgang mit dem Erzählten, aber nein Judith scheint doch wenigstens von 2 Menschen sehr gemocht zu werden.

Ich lese einiges und mich schockt demnach auch nicht viel. Ein gutes Beispiel für einen Roman aus der Sicht einer psychopathischen Killerin ist die "Kill-Girl"-Reihe von A.R.Torre. Diese ist vielschichtig und mit Verstand geschrieben. Doch "Maestra" ist eine abstoßende Provokation, die ihresgleichen sucht und hoffentlich niemals finden wird.


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