Montag, 30. Mai 2016

4 von 5 für "Perle um Perle" von Ines Witka

Ich durfte mich mal wieder an einer Leserunde auf lovelybooks.de beteiligen. Zum Glück war es dieses Mal kein persönlicher Flop für mich. Was mir an dem erotischen Entwicklungsroman "Perle um Perle" gefiel und was ich lieber anders gelesen hätte, liest du hier.
Als Margarete eines Tages am Schaufenster eines Antiquitätengeschäfts vorbeiläuft, fällt ihr Blick auf eine Perlenkette und sie ist sofort fasziniert von dem Stück. Doch die Ernüchterung setzt ein, als sie den Preis erfährt. Ladenbesitzer Ignatz Steinfels macht ihr dafür ein unwiderstehliches Angebot. Sie bekommt die Kette perlenweise, wenn sie ihm dafür eine sehr persönliche Geschichte erzählt.

Als ich das Cover sah und die Beschreibung las, war ich est überzeugt, dass die Geschichte in der Nachkriegszeit spielen würde. Irgendwie klingen auch die Namen der Protagonisten so wunderbar altmodisch. Umso erstaunter war ich, als auf den ersten Seiten schnell klar wurde, dass "Perle um Perle" in der Gegenwart spielt.

Dies sollte allerdings kein großes Problem sein. Ich mag erotische Geschichten mit Tiefgang und Köpfchen, einfach Geschichten, die gut erzählt sind. Dies habe ich mir von "Perle um Perle" versprochen. Erfüllt wurde meine Erwartung bestimmt zu 80 Prozent.

Mir gefällt das Setting des Romans sehr gut. Der Exquisite Laden Steinfels ist wahnsinnig interessant. Denn der Herr Anfang 50 sammelt erotische Exponate aus Geschichte und Kunst. Dementsprechend groß ist sein Wissen, welches er an Margarete und der Leserschaft weitergibt. Das fand ich toll, da immer wieder Kunstwerke benannt wurden sind, auf die sich auch die Handlung bezieht. Wenn man die Werke kennt oder nachschlägt, bekommt man gleich ein intensiveres Leseerlebnis. Sozusagen Bildung durch erotische Literatur - finde ich um einiges besser als all die plumpen Geschichten.

Die Idee der Geschichtenerzählungen für die Perlen versprach viele prickelnde Geschichten, doch ein wenig fehlte dem Buch dies. Ich hätte mir tatsächlich expliziteres gewünscht und vorgestellt. Das Problem dabei sind die passiven, voyeuristischen Neigungen des Protagonisten und die Unbeholfenheit der Protagonistin.

Für mich ist Margarete auch die große Schwachstelle der Geschichte. Sie ist eine 25-jährige Jungfrau, die sehr zurückgezogen lebt und kaum romantische Erfahrungen besitzt. So denkt sie sich die Geschichten für Steinfels aus. Warum sie so ist, erfährt man im Laufe der Handlung. Leider konnte ich mich so gar nicht mit ihr identifizieren oder mitfühlen. Margarete stellt sich einfach so naiv und unbeholfen an, dass teilweise unfreiwillige Fremdschämmomente entstehen. Das hat mir leider nicht am Buch gefallen, so musste ich sehr viel hinterfragen, was sie tat. So plant sie ihr erstes Mal mit einem Callboy, oder auf einer Swingerparty oder in einem Fetisch-Club, was für erotische Fiktion nicht so entsetzlich wäre, wie sie sich dabei allerdings anstellt, war mir suspekt.
Auch ihr "Triumph" zum Ende der Geschichte über Steinfels konnte ich nicht nachvollziehen, bzw. mich für sie freuen.
Ich stand eher auf der Seite des kunstverständigen Händlers, der als der böse Gegenspieler präsentiert werden sollte, für mich dem nicht gerecht wurde. Steinfels hätte ruhig gemeiner und hinterhältiger sein können. Doch so konnte ich seine Handlungen eher nachvollziehen als die unserer Heldin. Bis auf einen Punkt, ich weiß nicht, was er in Margarete sah, um ihr das ursprüngliche Angebot zu unterbreiten.

"Perle um Perle" von Ines Witka ist wundervoll geschrieben und ich finde den intellektuellen Aspekt der Geschichte sehr besonders. Für mich persönlich ist die Geschichte nicht perfekt, da ich mit der Protagonistin nicht warm wurde, doch dies ist mein persönlicher Eindruck, während Du das Buch vielleicht als wahren Schatz empfinden wirst.


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