Donnerstag, 21. April 2016

4 von 5 für "Jogginghosenhenry" von Hannes Finkbeiner

Tagsüber arbeitet Henry im Supermarkt, nachts haust er im Keller seines Vaters. Henrys Leidenschaft gilt neben den Jogginghosen vorallem dem Heavy Metall. Ein Selbstverständnis, dass er jedes Jahr mit seinen Kumpels Felix, Enrico und Grabriel (kein Schreibfehler!) in seinem alten 1er Golf zum Heartbeat-Festival fährt. Im ersten Jahr trifft er dort auf die heiße Janka und setzt in den Tagen des Festivals alles daran sie in seine Jogginghose zu bekommen. Während er es jedes Jahr zur Festivalzeit aufs neue versucht, lernt Henry so einiges über Freundschaft, Liebe, den Tod und mittelalterliche Badehäuser.
Zugegeben: Das Buch entspricht nicht meinem herkömmlichen Lesegeschmack, doch das ist ok, ab und an will ich mich auch einmal selbst herausfordern. Ich bin auf das Buch wegen seines coolen Covers mit dem VW Golf und seines außergewöhnlichen Titels aufmerksam geworden. Der Klappentext schrie nach tollen Charakteren, viel Humor und irgendwie auch nach Klassenfahrtfeeling. (Mit Festivalerfahrung kann ich nämlich nicht dienen.)

Tatsächlich ging es mir mit den Charakteren wie mit alten Freunden. Ganz oft musste ich auch an meine Schulzeit zurückdenken. Denn den Mist, den die Jungs während des Festivals so verzapften, kam mir irgendwie bekannt vor, bzw. löste so ganz eigene Erinnerungen aus.
Autor Hannes Finkbeiner machte es mir auch nicht schwer sofort einen Zugang zu seinen Figuren zu finden. Henry, Felix, Enrico und Grabriel, der im Bestattungsunternehmen seines Vaters arbeitet, sind so skuril und vielschichtig, dass sie schon wieder echt sein könnten. Irgendwie kennt doch jeder einen Felix oder Henry.

Das wahre Leseerlebnis macht für mich allerdings der Schreibstil des Autors aus. Neben den Sinn für seine Charaktere hat Hannes Finkbeiner auch noch ganz viel Gefühl für Sprache und so erzählt er die verschiedensten Anekdoten unterhaltsam und perfekt verwoben im Festivalgeschehen. Ein Highlight waren da für mich die Streitgespräche von Henry mit Gott oder seine Früchteteevernichtungsmission im Ferienlager. (Welch Verschwendung! Ich will hier wirklich mal eine Lanze für den Früchtetee brechen. Es sei denn er kommt aus Beuteln, dann go, Henry. Go!)
Hier kommt der persönlich Humor des Autors aus jeder Seite hervor, was das Ganze zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Dabei ist die Festivalatmosphäre so klar und dicht erzählt, als würde man selbst leicht berauscht im Schlamm hocken.

Ich kann hier nur Meckern auf hohem Niveau und der Abzug kommt nur zustande, weil das Buch für mich in der ersten Hälfte einige Längen hatte und ich es sogar weglag um etwas anderes zu lesen. Doch gerade in der letzten Hälfte hatte mich der Autor absolut abgeholt und perfekt unterhalten.

Wer kein Geld für Wacken oder Rock am Ring hat, der kann getrost 12,99Euro für ein Ticket zum Heartbeat lösen und Jogginghosenhenry beim Erwachsenwerden beobachten.


Vielen Dank an den Heyne-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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