Samstag, 5. März 2022

Buchtipp | #London Whisper. Als Zofe ist man selten online von Aniela Ley


Zoe steckt gerade mitten in ihrem Auslandsjahr in London. Sie genießt die Stadt, das Internatsleben und findet neue Freundinnen, mit denen sie unerlaubterweise Mitternachtsbälle veranstaltet. Am Morgen nach so einem Abend wacht Zoe nicht nur an einem anderen Ort, sondern auch in einer anderen Zeit wieder auf. Es ist 1816 und die 15-Jährige tritt ihren ersten Tag als Zofe für die adlige Miss Lucie an und muss direkt einige Therapiestunden leisten, denn Lucie steckt voller Ängste und Unsicherheiten, die es ihr nicht möglich machen, an gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen. Zoes Rat ist gefragt und als ihr dann auch noch ein anderer Zeitreisender begegnet, setzt sie alles daran, um wieder in ihre Gegenwart zurückzukehren.

 

Ich liebe ja bekanntlich Zeitreisegeschichten und so war diese auch ein absolutes Muss für mich! Denn ein Zeitsprung ins London des beginnenden 19. Jahrhunderts könnte wohl nicht interessanter für so einen Roman sein.

 

Als Zoe mit dem Aufwachen mit einer komplett neuen Realität konfrontiert wird, kommt sie damit erstaunlich gut zu recht. Für ihre 15 Jahre ist sie sehr reif, patent und schlau. Ich mochte sie auf Anhieb und fand, dass sie sich gut geschlagen hatte. Als modernes Mädchen wird sie 1816 mit all den Ungerechtigkeiten konfrontiert, die dem weiblichen Geschlecht der Zeit wiederfahren. Alles Interessante scheint tabuisiert zu sein und so wird auch über Probleme nicht gesprochen. Um das Seelenheil der jungen Damen wieder herzustellen, gibt Zoe die Whisper-Whisper-Briefe heraus, in denen sie wie eine gute Freundin Ratschläge verteilt. Die Briefe gehen in der Gesellschaft viral und auch Miss Lucie schafft es dank Zoe ihre Ängste auszustehen und sogar einen Verehrer an Land zu ziehen.

 

Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein in London, denn eine Geheimgesellschaft hat es auf einen geheimnisvollen  Spiegel abgesehen, mit dessen Hilfe in der Zeit gesprungen werden kann. So trifft Zoe auch auf Lord Falcon-Smith, der ebenfalls ein Zeitreisender zu sein scheint.

 

Die Geschichte umfasst knapp 300 Seiten und kommt nicht nur deswegen sehr kurzweilig daher. Ich mochte das komplette Setting und wie Zoe als modernes Mädchen sich als Zofe im Jahre 1816 schlägt. Das war unterhaltsam und hat einfach Spaß gemacht, da es immer wieder zu witzigen Situationen kam. Eine Liebesgeschichte kommt nicht so richtig in Gang, wobei mit unserem Protagonisten, der auch erst nach über einem Drittel auftaucht, viel Potenzial dafür vorhanden wäre.

 

Ich hatte lange wirklich nichts an der Geschichte auszusetzen, doch als sich die letzten 20 Seiten des Buches näherten, wurde ich ein wenig unruhig, weil von einem großen Finale noch nicht viel in Sicht war. Tatsächlich endet das Buch auch schon bevor dieses Finale überhaupt kommen kann und das ist natürlich wahnsinnig unglücklich gewählt. Die Ankündigung für Band 2 ist nämlich noch nirgends zu finden. Die letzten Seiten enden abrupt und der eigentliche Abschluss des Buches wurde als Prolog verfasst, was in diesem Fall nicht viel Sinn ergab. So richtig einstimmen tat dieser nämlich nicht in die Geschichte und noch einmal zum Schluss gelesen, wäre der Epilog ein viel runderer Abschluss für das Buch gewesen.

 

#London Whisper von Aniela Ley ist endlich mal wieder ein junger, frischer Zeitreiseroman, der viel Spaß macht, aber zum Ende hin arg schwächelt. Das große Finale ist eigentlich gar keines und somit muss man auf eine Fortsetzung warten, die nicht mal angekündigt ist…

 

4/5

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