Dienstag, 29. Juni 2021

Hörbuchrezension | New Chances von Lilly Lucas

 Der erste Band der Greenvalley-Reihe stand schon seit dessen Erscheinen auf meiner Wunschliste. Doch irgendwie ist er nie bei mir eingezogen. Viele sind begeistert von der Reihe und so sicherte ich mir das Hörbuch zum mittlerweile fünften und letzten Band über Netgalley. Da die Titel auch unabhängig voneinander gelesen werden können, sah ich darin also kein Problem.


Leonie reist von Bayern nach Green Valley, USA, um dort Erfahrungen im Craft Bier-Brauen zu sammeln. Doof nur, dass die Brauerei, in der sie dies tun sollte abgebrannt ist. So steht die 21-Jährige ohne Praktikumsplatz da und ihr Visum ist gefährdet. Am Tag vor ihrer Abreise schüttet sie dem Barkeeper in Green Valleys einziger Sportsbar ihr Herz aus. Sam ist einfühlsam und nett. Am Ende des Abends küssen sich die beiden sogar. Leonies einziger Ausweg in den USA bleiben zu dürfen, ist der Job als Nanny und den tritt sie am nächsten Tag ausgerechnet bei Sam an...

Mich sprach die Inhaltsangabe sofort an und natürlich drängte sich die Frage auf, was denn mit der Mutter von Sams Kind sei. Geht der Gute etwa fremd, ist er getrennt lebend, alleinerziehend? Das Problem war schnell geklärt und so sollten für Leonie und Sam eigentlich schnell alle Tore offen stehen oder?

Mir gefiel der Einstieg in die Geschichte richtig gut und ich wollte das Buch eigentlich kaum pausieren. Das erste Drittel hatte ich fast am Stück gehört, doch muss ich leider sagen, dass es dann rapide bergab ging. Ich mochte die Chemie der beiden sehr und fand auch wie sich alles ergeben hatte, war recht vielversprechend. Außerdem war es für mich ja auch das erste Mal in Green Valley und der Ort ist wirklich idyllisch. Ich lernte auch die vorherigen ProtagonistInnen kennen und diese waren auf jeden Fall interessante Persönlichkeiten.

Irgendwann verlor mich die Geschichte allerdings, weil sie einfach nicht mehr überzeugend war. Leonie soll sich als Nanny um eine 1,5-Jährige kümmern, hat aber Null Erfahrung. Und eigentlich kümmert sie sich im Laufe des Buches auch so gut wie gar nicht um das Mädchen. Sam macht alles und Leonie ist so etwas wie eine sehr gut bezahlte Mitbewohnerin. Das fand ich überhaupt nicht schlüssig. Im Endeffekt musste sich Sam neben seiner Tochter auch noch um Leonie kümmern. Denn diese wurde auf einmal ziemlich anstrengend und nervig. Sie ging mir stellenweise wirklich auf die Nerven mit ihrer wehleidigen Art und den Eifersüchteleien. Von den Craft Beer Plänen war am Ende auch nicht mehr so viel übrig geblieben.

Wie sich alles beruflich für Leonie und Sam weiterentwickeln würde, war in meinen Augen sehr vorhersehbar, doch die Autorin erzählt diesen Handlungsstrang nicht aus, was mich zum nächsten Minuspunkt bringt: Dem Ende. "New Chances" soll der Abschluss der Reihe sein und irgendwie hätte ich mir das als würdiges Ende zumindest einen Epilog gewünscht, schon allein für die Fans der Reihe, um einen Ausblick zu bekommen, wie es für die Protagonisten weitergeht. Denn gerade bei Sam und Leonie ist es sehr offen, ob sie überhaupt eine Zukunft haben.

Das Hörbuch ist ungekürzt und umfasst über 10h. Es wurde von Sandra Voss eingesprochen, die einen soliden Job macht, aber eher nicht meine Lieblingssprecherin wird. 

"New Chances" von Lilly Lucas ging richtig gut los und wurde dann immer schwächer. Mir war die Entwicklung der Figuren nicht überzeugend genug. Für einen Reihenabschluss war das Ende nicht rund genug. Wäre ich ein Fan der Reihe, ich wäre wohl ziemlich enttäuscht darüber. So finde ich, dass ich die restlichen Bände nicht unbedingt lesen müsste. Schade eigentlich, denn Green Valley scheint die Idylle pur zu sein.

3/5

Sonntag, 27. Juni 2021

Buchtipp | Wie verführt man eine Lady von Olivia Drake

 Ich schätze den dp-Verlag ja für seine ganzen Leserunden, die er auf Lovelybooks veranstaltet und dass er so viele Historicals auf den deutschen Markt bringt, denn diese habe ich im Juni ein bisschen wieder für mich entdeckt.


Für Portias Mutter ist es das oberste Ziel, dass ihre drei Töchter eine gute und vor allem adlige Partie machen, denn selbst ist die Familie Crompton nur zu sehr viel Geld gekommen und daher eher der Außenseiter in der feinen englischen Gesellschaft. Dies soll sich ändern und so ist Portia die Debütantin mit der höchsten Mitgift der Saison. Auf diese hat es der Viscount Ratcliffe abgesehen, denn er hat hohe Schulden und viele Rechnungen zu begleichen. Doch aufgrund seines fürchterlichen Rufes kommt er für Portia nicht in Frage, dabei gibt er sich sehr viel Mühe, um sie um den Finger zu wickeln. 

Mich sprach ein Aspekt der Geschichte besonders an und das war der Fakt, dass die Familie Crompton gerade aus Indien nach England gekommen ist. Dort hat sich Portia in den Sohn des Maharadschas verliebt. Doch die Standesdünkel beider Kulturen verbieten ihnen ein Zusammensein. Daher will Portia zu Beginn der Geschichte auch unbedingt zurück nach Indien und ihrem Arun. Sie ist nicht aufgewachsen wie eine feine englische Dame, hat sogar einen Tiger erschossen, der ihr Schlafzimmer ziert. Portia war definitiv ein wenig anders und will sich nicht so recht in der englischen Gesellschaft unterordnen.

Colin Ratcliffe ist verzweifelt, das Wasser steht im bis zum Halse, denn seine Mutter wirft das Geld mit beiden Händen zum Fenster raus. Seine einzige Rettung ist eine hohe Mitgift und diese verspricht die Heirat von Portia, daher setzt er alles auf eine Karte und macht ihr auf skandalöseste Art den Hof. Zwischen beiden fliegen die Funken, doch zu Beginn nicht gerade auf die romantischste Art. Die Schlagabtäusche waren sehr unterhaltsam.

Ich fand, dass die Handlung zu Beginn erst recht schleppend vorankam und ich brauchte auch ein wenig, um in die Geschichte hineinzufinden. Das macht das Buch allerdings in seinem Lauf schnell wett. Am Ende entwickeln sich die Dinge wirklich spannend und so vielschichtig, dass ich es zu Beginn nicht vermutet hätte. Das hat auf jeden Fall Eindruck bei mir hinterlassen und ich frage mich, ob wir den ein oder anderen Charakter im Laufe der Reihe wiedersehen werden.

"Wie verführt man eine Lady" von Olivia Drake ist ein etwas anderer Historical, da er ganz unterschiedliche und spannende Elemente in sich vereint. Dazu kommen temperamentvolle Protagonisten und eine Handlung, die sich nach Startschwierigkeiten noch rasant entwickelt. Ich bin gespannt, wie es hier weitergehen wird!

4/5


Samstag, 26. Juni 2021

Teil 3 | Die Tochter des Herzogs von Sasha Cottman

 In diesem Monat bin ich fast ausschließlich in vergangenen Jahrhunderten unterwegs und so passte auch der dritte Teil der Herzog von Strathmore Reihe perfekt dazu. Außerdem konnte ich es auch einfach nicht erwarten, endlich wieder in die Geschichte einzutauchen.
Spontanstes Buchfoto aller Zeiten in 3,2,1:


Lady Lucy Radley hat eigentlich bereits einen großen Haken hinter ihre zweite Saison gemacht. Wieder war kein heiratswilliges Material unter den Männern dabei. Als schließlich der neue Erbe des Langham-Titels Avery Fox auf der Bildfläche auftaucht, will Lucy ihn zu ihrem neuen Projekt machen. Der ehemalige Soldat soll ein Gentleman und würdiger Erbe werden. Bei dem Versuch schlittern beide in eine erzwungene Ehe.

Ich war total gespannt auf Lucy, die wir bereits seit Band eins mit ihrer frechen Art kennengelernt haben. Avery trat am Ende des zweiten Teils zum ersten Mal auf und wir erfahren endlich die Hintergründe für sein Erbe.

Ich war von Anfang an wieder in der Handlung drin und konnte die Geschichte kaum aus der Hand legen. Seit langem ist dies mal wieder passiert, was ein schönes Gefühl war. 
Lucys Bemühungen Avery von den Fettnäpfchen der feinen Gesellschaft und den heiratswilligen jungen Damen fernzuhalten, waren unterhaltsam zu verfolgen.
Nach einem Fehler werden beide in eine Ehe gezwungen und von da an geht es für sie bergab. Das Vertrauen ist dahin, dabei hat gerade Lucy schon große Stücke ihres Herzens investiert. 

Ich fand auch diese Liebesgeschichte wieder sehr realistisch für die Zeit geschrieben. Die Autorin hat auch hier wieder gut recherchiert und lässt ihre Figuren nach der damaligen Etikette handeln.
Wir sind im England nach dem Napoleon in Waterloo besiegt wurde. Avery wurde dort schwer verwundet und trug einige äußere, aber auch innere Narben davon. Das nimmt einen großen Teil der Handlung ein und erklärt auch, warum es zwischen beiden nicht immer Friede Freude Eierkuchen war. 

Mir gefiel der etwas andere Handlungsaufbau, denn nach der Hochzeit, die sonst immer das Finale darstellt, ist es hier noch nicht vorbei. Im Gegenteil, denn es geht mit all den Konflikten erst los. Es passiert auch einiges in diesem dritten Band, doch am Ende war es mir ein wenig zu viel des Guten und ich fand, dass Avery sich endlich mal zusammenreißen sollte. 

Den Protagonisten der kommenden Geschichte lernen wir auch schon kennen und William ist auf jeden Fall ein interessanter Charakter.

"Die Tochter des Herzogs" ist der mittlerweile 3.Band der Strathmore-Reihe von Sasha Cottman. Lucy hat mit Avery einen würdigen Partner mit viel Konfliktpotenzial an ihre Seite gestellt bekommen, doch leider war es am Ende ein wenig zu viel des Guten. Dennoch hat mich die sehr gut recherchierte Geschichte wieder gut unterhalten.

4/5


Donnerstag, 24. Juni 2021

Hörbuchrezension | Das Buch des Totengräbers von Oliver Pötzsch

 Endlich konnte ich mal wieder einen Thriller für mich entdecken, dessen Klappentext mich sofort in seinen Bann zog. Sollte dieses Mal endlich eine unvorhersehbare Geschichte für mich bereit stehen?


Augustin Rothmayer ist der Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof und ein echtes Original. Verschroben, aber voller Wissbegierde widmet er sich der Arbeit an seinem Allmanach über den Tod. Auf seinem Friedhof läuft ihm eines Tages auch Ermittler Leopold von Herzfeldt über den Weg, der in einer Mordserie ermittelt. Dienstmädchen werden auf brutalste Art ermordet, sogar gepfählt. Gemeinsam entdecken die beiden grausige Abgründe der feinen Wiener Gesellschaft anno 1893...

Ich hatte bisher noch keinen Roman von Oliver Pötzsch gelesen und war daher gespannt, was mich erwarten würde. 
Das Setting sprach mich zuerst wohl am meisten an. Wien anno 1893 ist sehr atmosphärisch und irgendwie hatte ich direkt so viele Bilder im Kopf als die Erzählung begann. Überhaupt lief das Kopfkino die ganze Zeit über auf Hochtouren und das war grandios.
Telefone, Kameras, Automobile und Fahrräder sind das neueste Teufelszeug, dem die meisten Wiener Bürger mit einer hohen Portion Skepsis begegnen. Auch der Hass gegenüber Fremden ist präsent, was Leopold von Herzfeldt mit seinen jüdischen Wurzeln am eigenen Leib erfährt.

Leopold ist ein Ermittler der neueren Generation, setzt auf Spurensicherung und Tatortfotografie, doch davon halten seine neuen Kollegen nicht viel. Er hat einen schweren Stand bei der Wiener Polizei und so ermittelt er viel auf eigene Faust. Er hat definitiv die Hauptrolle in der Geschichte, während der Namensgebende Totengräber in der Handlung nicht ganz so präsent ist. Dafür finden sich Auszüge aus seinem Totenallmanach zwischen den Kapiteln. Die Abschnitte waren sehr morbide, aber auch informativ. 

Hinter Oliver Pötzsch muss eine mordsmäßige Recherchearbeit liegen, bevor er dieses Geschichte zu Papier bringen konnte. Er hat mich allerdings auch mit all den Mordfällen beeindruckt, die Wien erschüttert. Doch das sind nicht die einzigen Fälle, die hier zusammenlaufen. Es passiert ausgesprochen viel und ich fand alles sehr gut zusammengebracht.

Einziges kleines Manko, das mir beim Hören Schwierigkeiten bereitete, waren die ganzen Namen und Titel aus der Polizeibehörde. Die konnte ich mir beim besten Willen nicht merken oder einander zuordnen.

Dabei macht Hörbuchsprecher Hans Jürgen Stockerl einen ausgezeichneten Job während der ungekürzten, über 13h langen Fassung. Viele Dialoge sind im Wienerischen geschrieben und das bringt er perfekt herüber. Das hat beim Zuhören einfach Spaß gemacht.

"Das Buch des Totengräbers" von Oliver Pötzsch ist eine umfangreiche Ermittlergeschichte. Ein Serienmörder hält Wien in Atem, doch das ist nicht der einzige Mysteriöse Fall. Alles wurde sehr atmosphärisch und so spannend verpackt, dass ich gespannt bin, mit welchen verkommenen Individuen sich der Totengräber und sein Ermittler als nächstes herumschlagen müssen.

5/5


Sonntag, 20. Juni 2021

Buchtipp | Durch die Nacht und alle Zeiten von Eva Völler

 Ich hatte mich riesig gefreut, als ich sah, dass es etwas neues im Jugendbuchbereich von Eva Völler gibt, denn das bedeutete höchstwahrscheinlich: Zeitreisen. Und sie sollte mich nicht enttäuschen...


Loreley nimmt mit ihren Eltern und Schwester Mia einmal an einem Wochenende im Jahr an Reenactments teil. Ihr Vater liebt es die alte Schlacht England/Preußen gegen Napoleon nachzustellen. An so einem Wochenende begegnet ihr ein englischer, junger Mann in Militäruniform im Wald. Nicht wirklich ungewöhnlich zu so einem Schauspiel, doch Thomas behauptet felsenfest, dass er tatsächlich aus dem Jahr 1813 ist und nicht nur da um zu spielen. 

Das Cover ist wirklich ein romantischer Hingucker und hatte schon meine volle Aufmerksamkeit, bevor ich damals wusste, dass die Geschichte von Eva Völler ist.

Die Geschichte startet mit dem Beginn des Reenactments in der Nähe des berühmten Loreleyfelsens. Unsere Protagonistin hat daher auch ihren Namen, denn ihre Eltern lernten sich damals dort kennen. Von allen wird sie allerdings meistens Lori genannt. Auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Name, der sich in dem ganzen immer gleichen Einheitsbrei gut abzusetzen wusste. Lori ist so ein bisschen die typische Eva Völler Protagonistin und erinnerte mich oft an Anna aus der Zeitenzauberreihe. Ich mochte sie, weil sie mutig, clever und emotional war.

Thomas ist als Leutnant der englischen Armee schon schlachtenerfahren, so kämpfte er bei Leipzig gegen die französischen Truppen. Jetzt soll er bei einer Verschwörung gegen Napoleon helfen. Jedoch gerät er zusammen mit ein paar französische Soldaten in Loreleys Gegenwart und läuft ihr prompt im Wald über den Weg. Lori glaubt ihm natürlich kein Wort und glaubt er sei ein Spinner. Einige unglückliche Umstände mit den verfeindeten, französischen Soldaten überzeugen sie allerdings vom Gegenteil.

Die Thematik fand ich sehr spannend, denn es hatte dieses Mal nichts romantisches, sondern war brenzlig und gefährlich. Die napoleonischen Feldzüge erschüttern Europa und so ist Thomas ein sehr ernster Protagonist, der keine Flausen im Kopf hat und immer auf der Hut ist. Ich mochte ihn ganz gerne, fand allerdings, dass er ruhig mehr Raum hätte bekommen können, da er ein wenig blass blieb.

Die Handlung ist durchaus spannend und ich flog nur so durch sie hindurch. Das war ein großer Pluspunkt und auch mein zeitreiseliebendes Herz fand seine Erfüllung. Ich fand es auch interessant, dass sich Eva Völler mit der Frage befasste, ob und wie die Ereignisse der Vergangenheit die Gegenwart beeinflussen können.

Was ich nicht ganz so gut durchdacht fand, war der Umstand, wie die Figuren durch die Zeit reisen konnten und was es dabei mit Loreleys eigenartiger Gabe auf sich hatte. Das wurde nie geklärt und war daher eher unglaubwürdig für mich geblieben.

Dennoch gefiel mir "Durch die Nacht und alle Zeiten" richtig gut. Endlich gab es neues von Eva Völler im Jugendbuchbereich. Interessante, spannende und romantische Jugendbücher sind einfach ihre Stärke und so war auch dieses mit ein paar Abzügen ein Lesegenuss.

4/5

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