Sonntag, 3. Dezember 2017

Buchtipp | Der Tiger in der guten Stube von Abigail Tucker

Ich habe eine Macke, wenn es um Katzen geht. Manche mögen es als krankhafte Vernarrtheit bezeichnen, aber hey, was ist schon dabei, wenn ich laut quietsche, sobald mir eine Katze begegnet?! Oder wenn ich gerade mit Babystimme zum dicken, schnurrenden Kater in meinem Schoß spreche? Verständlich, dass ich das neue Sachbuch über meine Obsession unbedingt lesen musste. Dank Lovelybooks durfte ich sogar an einer Leserunde dazu teilnehmen.


Abigail Tucker ist eine amerikanische Journalistin, die von Kindesbeinen an zusammen mit Katzen lebte. Die Begeisterung für die Stubentiger liegt in der Familie und wird auch so weitergegeben. So war das erste Wort ihrer Tochter "Cat". Grund genug für Abigail Tucker dem Vormarsch der Katzen in heimische Wohnzimmer auf den Grund zu gehen.

In 10 Kapiteln ist das Sachbuch wie eine locker verfasste, wissenschaftliche Abhandlung zu lesen. Dabei befassen sich die Kapitel mit geschichtlichen Abrissen. Wo trat die Vorfahrin unserer heutigen Hauskatze zum ersten Mal in Erscheinung. Wie war ihr Wesen und wie schaffte sie es, sich mit dem Menschen zu arrangieren und gar einen Nutzen aus ihm zu schlagen, der schließlich in der "tierischen Weltherrschaft" gipfeln sollte.

Besonders spannend fand ich auch die Exkurse zu den urzeitlichen Vorfahren der Katzen oder ihren heutigen großkätzischen Verwandten. Artenschutz spielt da auch eine große Rolle und dieses wichtige Thema wird im Buch sehr beklemmend dargestellt. Dabei steht natürlich auch der Mensch und sein Umgang mit der Umwelt im Fokus und regt zum Nachdenken an.

Abigail Tucker versucht auch dem heutigen Katzenkult auf die Spur zu gehen, ob Katzenschauen oder Internetstars, die Samtpfoten haben sich zu einem eigenen Wirtschaftszweig aufgeschwungen. Wie dies in all den tausend Jahren seit ihrem ersten Auftreten in der Weltgeschichte geschehen konnte, versucht sie zu erklären.

Dabei ist Abigail Tuckers Stil sehr angenehm und unterhaltsam. Sie nimmt uns mit zu Gesprächen und Interviews mit Forschern, Züchtern und Internetstar-Katzenhaltern. Ich fand es spannend immer wieder neue Fakten über mein Lieblingstier zu erfahren.

Allerdings entdeckte ich während des Lesens auch einige "Fakten", die zu stark verallgemeinert wurden. Nicht alle Katzen sind gleich, nicht alles was Abigail Tucker zum Thema Katzenverhalten und Kommunikation schildert ist auch wahr. Teilweise hatte ich auch den Eindruck, dass die Stubentiger bewusst in ein schlechtes Licht gerückt wurden. Man sollte nicht alles in diesem Sachbuch als gesetzt ansehen. Gerade was die Kontroverse um Katzenmimik und Kommunikation anging habe ich mit meiner Katze Molly ganz andere Erfahrungen gemacht.

Aber solche Dinge werden erfahrene KatzenhalterInnen im Vergleich mit ihren Tieren auch feststellen können.

Das Buch ist mit seinen knapp 300 Seiten nicht allzu dick, auch wenn sich der Stil gut las, habe ich das Sachbuch nur kapitelweise lesen können und immer wieder mal weggelegt. Ich bin auch einfach keine Sachbuchleserin.

Niedlich waren auch die comichaften Illustrationen im Buch. Was ich mir gewünscht hätte, wären Fotos von den jeweiligen "Katzenstars" und Rassen, auf die die Autorin Bezug nimmt. Parallel kann man zwar googeln, wird aber nicht alle erwähnten Katzen im Netz finden können.

Dennoch kann ich "Der Tiger in der guten Stube" von Abigail Tucker allen KatzenliebhaberInnen nur empfehlen. Es ist interessant und regt zum Nachdenken an. Trotzdem sollte man nicht alles in diesem Buch für wahre Münze halten.

4/5

Übrigens wollte ich Molly auf das Buchfoto bringen, doch ihre fotogenen Zeiten waren in ihrer Kindheit, wie man oben gut sehen kann. Mittlerweile hat sie keinen Nerv mehr für mich und meine Kamera. Sodass dieses Foto das einzige war, das ich von ihr mit Buch machen durfte...


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