Donnerstag, 19. April 2018

Mehr erwartet | Palace of Glass. Die Wächterin von C.E. Bernard

Ich lasse mich ja ganz gerne von Hypes und überschwänglichen Rezensionen anstecken. Und so fand auch dieser erste Teil einer Trilogie zu mir. Warum das Buch eher kein Highlight für mich werden wird, erkläre ich hier:


Rea ist eine Kämpferin. So wird auch das englische Königshaus auf sie aufmerksam und rekrutiert die 18-Jährige als persönliche Leibgarde für den Prinzen. Allerdings hat Rea ein riesiges Geheimnis, welches ihr den Tod bringen könnte. Doch sie spielt mit dem Feuer und mit dem Prinzen...

Die Aufmachung des Buches ist wirklich toll. Von der Klappenbroschüre geht sogar ein Schimmer aus. Wenn man die komplette Trilogie schließlich zusammen hat, zieht sich das rote Band auch sinnvoll durch alle Cover.

Leider konnten mich die inneren Werte des Buches nicht so sehr überzeugen. Den Weltenentwurf der Autorin finde ich interessant, allerdings nicht konsequent genug entwickelt. Die Handlung spielt in London, allerdings bekommen wir keine Eigenheiten der Stadt mit, sodass es jede x-beliebige Metropole hätte sein können.

Die Menschen erfuhren, dass andere die Fähigkeit haben per Hautkontakt Gedanken zu lesen oder zu manipulieren. Daher verhüllt sich nun jeder in der Kleidung des 18. Jahrhunderts. Eigentlich war das schön fürs innere Auge, doch die Menschen dieser Welt müssen ihre Hände stets verbergen und irgendwo am Körper festbinden, dass dies zu ziemlichen Haltungsschmerzen führen müsste. Ich fand das seltsam.
Am meisten störte mich aber der Umstand, dass gezwungermaßen altes mit den Dingen unserer aktuellen Gegenwart kombiniert werden musste. Dabei spielt die Handlung 2057! Dennoch laufen die Leute mit Handys (nicht Smartphones) und Tablets herum. Nutzen Flugzeuge und Flughäfen wie wir heute. Ein großer Umstand hat die Gesellschaft um Jahrhunderte zurückgeworfen, aber ausgerechnet Tablets überleben? Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin einfach neue Technologien eingebaut hätte. Sich die Welt einfach komplett zu eigen gemacht hätte, um sich nicht an irgendwelchen Alltagsgegenständen festzuhalten, die mich nur irritierten.

Ein weiteres Problem hatte ich mit Rea. Ich wurde mit ihr einfach nicht warm. Sie ist ein Mensch, der wie wenige andere auch per Hautkontakt in die Köpfe anderer eintauchen kann. Das macht sie süchtig. Die sogenannte Hautgier bestimmt ihre Gedanken. Sinnbildlich taucht dafür auch auf jeder Seite eine "Kreatur" auf. Die ging mir in ihrer Häufigkeit auch ziemlich auf die Nerven. Überhaupt macht Reas Sucht ihren ganzen Charakter aus, andere nennswerte Eigenschaften fand ich bei ihr nicht.

Die anderen Charaktere blieben nicht so blass, wirklich mitfiebern konnte ich mit ihnen allerdings nicht.
Der Klappentext lässt es erahnen, natürlich gibt es eine Lovestory mit dem Prinzen, die ich nicht authentisch fand. Ich habe keine Ahnung, warum die beiden sich ineinander verlieben. Waren sie überhaupt verliebt? Ich weiß zumindest nicht in welchen Situationen das passiert sein sollte. Ganz im Gegenteil dachte ich, wie sie sich ihm nur an den Hals schmeißen konnte, nachdem er ihr etwas Unaussprechliches antat.

Die Autorin hat einen soliden, aber auch sehr überladenen Schreibstil. Gegen Ende übersprang ich einige Absätze, weil außer ausschweifenden Umschreibungen nichts in ihnen zu finden war. Die Handlung packte mich nicht wirklich und im Endeffekt war ich sehr froh, das Buch beendet zu haben.

Ich finde das so schade, da ich mir nach all den Lobeshymnen etwas anderes für mich und diese Geschichte gewünscht hätte. Doch leider hatte ich so viel mehr erwartet, was C. E. Bernard mit ihrem Palace of Glass nicht einhalten konnte.

2,5/5

Dennoch vielen Dank an den Penhaligon - Verlag für dieses Rezensionsexemplar.


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