
Als ich die ersten 100 Seiten las, war ich ziemlich ernüchtert, denn "Breathless" hatte sich als Kopie von "Shades of Grey" entpuppt, was ich nun wirklich nicht noch einmal in einer anderen Facette lesen wollte. Reicher, atemberaubender Geschäftsmann fährt ohne ersichtlich Grund auf eine relativ unerfahrene, junge Frau ab und will sie mit Haut und Haaren besitzen. Dafür gab es natürlich ebenfalls einen Vertrag, den beide unterschreiben mussten, um ihre sexuellen Vorlieben zu verhandeln.
Ich war ein wenig genervt darüber, dass Maya Banks und Verlag so offensichtlich bei E.L. James kopieren mussten. Dabei hat die Autorin dies absolut nicht nötig! Ihr Schreibstil ist um einiges Besser, ebenso ihr Ausdruck, es gibt keine "innere Göttin" oder das ewige "Junge, Junge". Und wie sich im Laufe der Handlung herausstellte, ist Mia definitiv nicht Ana!
Zum Glück, denn diese hat mir hier am besten gefallen. Sie hat ihren eigenen Kopf - lässt sich (auch von ihrem Bruder) nicht unterbuttern - sagt Gabe klipp und klar, was ihr nicht gefällt - läuft, wenn es schwierig wird, nicht davon - heult nicht ständig - schwärmt nicht wie ein kleines Mädchen über ihren perfekten Lover - und am Ende, muss Gabe angekrochen kommen. Endlich eine starke Heldin für diese Genre, bei der die Verteilung von devot und dominant verschwimmt.
Die männlichen Helden Gabe sowie Ash und Jace, die die kommenden Bände füllen werden, sind für mich etwas blass und austauschbar geblieben. Mia hat ihnen hier eindeutig die Show gestohlen.
Außerdem muss ich bemängeln, dass einige Handlungsstränge etwas sang- und klanglos untergingen beziehungsweise abgearbeitet wurden. So zum Beispiel die Problematik mit Gabes Ex-Frau oder dem erpressenden Geschäftspartner. Ein paar Drohgebärden von Gabe und die Konflikte waren vergessen. Na ja...
Maya Banks schaffte es freche, explizite und leidenschaftliche Szenen zu kreieren, die ich durchaus ansprechend fand. Ich bin froh, über die derbe und unverblümte Sprache, die sie gefunden hat. Weil es einfach modern ist und kein hochromantisiertes, peinliches Geschwafel. Wer sich daran stört, ist vielleicht mit der neuen Erotikliteratur falsch bedient.
Als ab der Mitte des Buches vermehrt Konflikte auftraten, hatte mich Maya Banks endlich gefangen genommen und ich wurde auch von Gabe *Achtung, Wortspiel* gefesselt. ;) Hier setzt sich "Breathless" auch deutlich von "Shades of Grey" ab. Für mich ist es einfach besser, aber diesbezüglich gibt es hier ja auch verschiedene Meinungen.
Maya Banks entwickelt Szenen, die für einige sicher Tabus darstellen und grenzwertig sein können, aber das muss sie ganz einfach tun, wenn sie mit ihrer Trilogie aus der breiten Masse hervortreten will.
Ich bin schon gespannt wie es mit dem bisexuellen Jace im Juli weitergeht und hoffe, dass die Autorin noch ein paar pikante und grenzwertige Szenen in der Schreibtischschublade hatte.
Wertung 4/5
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen