Sonntag, 9. Juni 2013

"Ein skandalöses Rendezvous" von Madeline Hunter

Never judge a book by its cover...

 Denn dieses ist kreativ und aussagekräftig, ganz einfach grandios, während das Buch diese Eigenschaften nicht zu erfüllen weiß.

Die Handlung versprach einiges an Potenzial. Eine junge Frau der gutbürgerlichen, englischen Gesellschaft versucht den Namen ihres toten Vaters reinzuwaschen, um den guten Ruf ihrer Familie wiederherzustellen. Dafür lässt sie sich auf ein dubioses Treffen mit dem Domino ein. Doch diesem kommt Lord Sebastian Summerhays zuvor. Dieser ermittelte einst gegen Audriannas Vater. Als die beiden bei einem Kuss vom Domino erwischt werden, eskaliert die Situation und artet schließlich in einem waschechten Skandal aus, der nur mit einer Vernunftehe zwischen Sebastian und Audrianna wieder zu bereinigen ist.

Erstmal muss ich sagen, dass ich den Namen der Protagonistin, Audrianna, bezaubernd finde. Er klingt auch einfach toll. Außerdem ist er eine tolle Abwechselung zu den ganzen Elisabeths, Janes und Annas, die im Regency-Genre ja so beliebt sind.

Ich fand es sehr interessant, dass in „ein skandalöses Rendezvous“ endlich einmal andere Vorraussetzungen für ein potenzielles Liebespaar geschaffen wurden. Die beiden heiraten gewiss nicht aus Liebe, sondern eher weil Sebastian ein gewisses Mitleid mit Audriannas Situation plagt. Er brachte einst ihren Vater in den Suizid und schadete nun auch dem Ruf dessen Tochter. Praktischerweise findet er sie auch noch sehr anziehend und so macht er ihr zweimal einen nicht standesgemäßen Heiratsantrag. Audrianna ist zuerst alles andere als gewillt „ja“ zu sagen, doch die Aussicht auf Reichtum und die Möglichkeit Sebastian nur 10 Stunden in der Woche sehen zu müssen, überzeugen sie schließlich. Als ich dies so las, war ich erst einmal etwas geschockt, da ich Audriannas Gedankengänge nicht gutheißen konnte, für mich war ihre Entscheidung sehr charakterschwach. Doch Vernunftehen waren damals Gang und Gebe, also könnte es so schließlich doch abgelaufen sein.
Ich hätte mir beim Lesen gewünscht, dass die beiden ein etwas zwiespältiges Verhältnis zueinander haben und wir erst im Laufe des Buches durch einige Gesten miterleben, wie die beiden sich ineinander verlieben. Doch das tun wir leider nicht, zwischen beiden war die Liebe plötzlich da, was nicht wirklich überzeugend war. Was mich auch störte, war, dass beide fast jede Nacht miteinander schliefen, jedoch nie die Befürchtung einer Schwangerschaft im Raume stand. Audrianna dachte noch nicht einmal über diese Möglichkeit nach. Ihr und Sebastian fehlte einfach die emotionale Tiefe. Die Hauptcharaktere bleiben sehr blass und erscheinen eher wie Nebenfiguren, von denen es im Buch auch eine Menge gibt. Die Autorin verwendet sehr viele Seiten für die Besuche Audriannas bei ihren Freundinnen und lässt diese sehr geheimnisvoll erscheinen, doch was sie verbergen erfahren wir nur teilweise, was am Ende einige Fragen offen lässt. Sebastians invalider Bruder und seine Entwicklung hätte interessant sein können, wenn er nicht so selbstmitleidig gewesen wäre.

Die Rahmenhandlung bezüglich der manipulierten Schießpulverfässer nahm einen großen Teil des Buches ein, konnte mich jedoch nicht fesseln, weil ich das Thema einfach nicht spannend fand und die Auflösung der Geschehnisse so viele Stationen durchläuft, dass es nicht immer nachvollziehbar war. Die Auflösung des Falles ist dann auch keine große Überaschung mehr.

Die Geschichte lässt sich eigentlich recht flüssig lesen, doch ist der Schreibstil von Madeline Hunter sehr einfach gehalten und an manchen Stellen recht holprig. Es ist auch nicht wirklich förderlich, wenn man sich in die Handlung und Charaktere hineinversetzen möchte, jedes Kapitel mit „einige Tage später“ oder „zwei Wochen später“ einzuleiten. Dies ist einfach verschenktes Potenzial, welches man lieber für eine nachvollziehbare Annäherung der beiden Protagonisten verwendet hätte. So hatte ich das Gefühl viele zwischenmenschliche Geschehenisse zwischen Sebastian und Audrianna zu verpassen.
Mich störten ebenso die immer wieder auftauchenden Rechtschreibfehler in der deutschen Ausgabe.

Das Cover ist leider das Beste an „ein skandalöses Rendezvous“. Die Geschichte ist eigentlich nicht schlecht, konnte mich jedoch nicht unbedingt überzeugen. Ich werde wohl die Fortsetzungen „eine widerspenstige Braut“ nicht mehr lesen. 

Wertung 3/5

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