Mal ein ganz anderer, eigener, aber guter Sandra Brown.
»Scheiße noch mal, du rufst mich mitten in der Nacht an
und erzählst mir einen Dreck, was vorgefallen ist, aber
ich soll alles stehen und liegen lassen und loslaufen, um dich
aus irgendeinem Schlamassel rauszuholen? Und dabei weiß
ich noch nicht mal, worum es geht!«
Er machte eine effektvolle Pause.
»Moment mal. Wieso kommt mir das bloß so bekannt
vor? Klingt das für dich nicht, als hättest du das schon
mal gehört?«
Sie reagierte genau so, wie er es erwartet hatte – gekränkt.
»Ich bitte dich nicht, mir zu helfen, Dodge.«
»Prima. Denn …«
»Berry steckt in Schwierigkeiten.«
(Blinder Stolz. S.17f.)
Der
kettenrauchende und raubeinige Dodge Hanley erhält nach dreißig Jahren
Trennung einen Anruf von seiner großen Liebe Caroline. Ihre gemeinsame
Tochter Berry wird von einem Stalker schikaniert. Er reist kurzerhand
aus Atlanta an, um zusammen mit Sheriff Ski Nyland, einem ehemaligen
Afghanistanveteran, dem Stalker das Handwerk zu legen. Dabei findet eine
alte Liebe ihre Erfüllung und eine neue Romanze wird geboren…
Ich,
als bekennende Sandra Brown Anhängerin, habe bereits jeden ihrer im
deutschen Raum erschienenen Thriller verschlungen, doch „blinder Stolz“
(mal wieder ein ziemlicher bedeutungsloser Titel…) ist anders als jedes
ihrer Bücher zuvor.
Es beginnt schon damit, dass wir mit Dodge
Hanley einen Protagonisten haben, der bereits im vorangegangenen Band
„sündige Gier“ ermitteln durfte. Auch Dereck und Julie bekommen ihren
kleinen Auftritt und wir erfahren, wie es mit den beiden weiterging.
Wenn ich mich nicht täusche, ist dies bisher einmalig für Sandra Browns
Stories im Suspensegenre. Tatsächlich liegt der Fokus des Buches auch
sehr stark auf der dramatischen und tragischen Geschichte von Dodge und
Caroline, die sich in den 1970ern kennenlernten, liebten, Eltern wurden
und sich zum letzten Mal sahen. Mit den Rückblenden in diese Zeit zeigt
uns die Autorin mal wieder wie gefühlvoll und überwältigend sie ihr
Handwerk beherrscht. Für mich war dieser Teil des Buches auch ganz klar
der Beste.
Leider ist die Rahmenhandlung um die Suche nach dem
Stalker nicht sehr spannend geraten. Natürlich gibt es die Finten und
die überraschende Auflösung, die für Sandra Brown doch so typisch sind,
aber irgendwie hat es mich dieses Mal nicht komplett mitreißen können.
Vielleicht lag es auch daran, dass Protagonistin Berry nicht gerade das
aller sympathischste Naturell besaß. Leider verkommt da ihre aufkeimende
Verbindung zu Ski eher zu einer Randnotiz. Dieser ist wiederum der gut
geratene Held, wie man ihn nur erwarten kann.
„Blinder Stolz“
ist sicher nicht wie einer der vielen Krimis von Sandra Brown.
Tatsächlich ist die Geschichte nicht mal ein reiner Thriller. Für mich
besticht die Handlung eher durch Dodge und Carolines Geschichte einer
zweiten Chance.
Wer, wie ich, ein Fan der Autorin ist, kommt
schwerlich an diesem Werk vorbei. Alle anderen, die einen ihrer
nervenaufreibenden Thriller suchen, können lieber zu Weißglut: Thriller, Süßer Tod: Thriller: Roman, Die Zeugin, Kein Alibi: Roman oder Trügerischer Spiegel: Roman greifen.
Wertung 4/5
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