Nicht die Verfilmung, sondern Dickens schwächelt!
Amy Dorrit oder auch Little Dorrit genannt wurde im Schuldnergefängnis
Marshalsea geboren und verbrachte dort ohne ihr Zutun das bisherige
Leben. Um etwas Geld zu verdienen nimmt sie eine Stelle als Näherin bei
Mrs. Clennam an. Doch diese ist alles andere, als für ihre
Barmherzigkeit bekannt. Als ihr Sohn Arthur nach einer langen Asienreise
zurückkehrt und Amy bei seiner Mutter arbeiten sieht, will er dem Grund
dafür und das Geheimnis seiner Mutter herausfinden. Hat die Familie
Clennam etwas mit dem Leid der Dorrits zutun?
Charles Dickens
verfasste "Little Dorrit" als Episodenroman und so ist aus der BBC -
Verfilmung eine 14-teilige Miniserie geworden. Die Schauspieler,
Schauplätze und Kostüme sind in qualitativer BBC - Manier, also ist es
eher die literarische Vorlage, die mich meckern lässt. Die Fülle an
Charakteren, die angeblich etwas mit dem Geheimnis der Clennams und
Dorrits zutun haben sollen, es aber tatsächlich nicht haben, ist einfach
zu viel. Sie sind einfach nur Lückenfüller (z.Bsp die mehr oder weniger
mysteriöse Ms. Wade und Herriet) und somit eher unwichtig, ja eher
hinderlich für die Entwicklung der Geschichte. Dickens musste wohl sein
Geld verdienen, indem er Seiten mit belanglosen Charakteren und deren
Handlung füllte, um möglichst viele Episoden veröffentlichen zu können.
Alle
scheinen etwas zu verbergen und so baut sich der eher lasche
Spannungsbogen über 13 Folgen auf, um sich dann in den letzten 20
Minuten der 14. Folge zu entladen. Dabei werden aber tatsächlich die
ganzen Geheimnisse, Lügen und Intrigen sämtlicher Protagonisten am Stück
aufgedeckt, sodass man kaum Zeit zum Schlucken hat und die grauen
Zellen erst recht nicht hinterherkommen. Am Ende versteht man die ganze
Geschichte, doch sehr schnell, weil sie nicht wirklich kniffelig oder
ausgefeilt ist.
Die Figuren der Familie Dorrit, wie Charles Dickens
sie zeichnete sind alle, Amy ausgenommen, absolut egoistisch, einfältig
und unsympathisch. Wenn Amys Geschwister und ihr Vater mit ihren
Ansichten auffahren, was man in der feinen englischen Gesellschaft
verlangt, ist einfach nur Fremdschämen angesagt, sodass man am liebsten
im Kapitel vorspringen möchte.
Der wunderbare Matthew Macfadyen
war ein Grund für den Kauf dieser DVD, doch ist seine Darstellung des
Arthur Clennam eher blass und kraftlos. Die Chemie zu Claire Foy (Amy
Dorrit) scheint auch nicht zu stimmen, sodass man sich am Ende fragt,
warum die beiden eigentlich zusammen finden und heiraten.
Dann
doch positiv an der Miniserie "Little Dorrit" ist, dass die
Lebensumstände der ärmeren Bevölkerung in England in der Mitte des 19.
Jahrhunderts aufgezeigt werden. Auch die dunklen Schauplätze vermitteln
eine authentische Atmosphäre. Die Spannung ist insoweit vorhanden, dass
man doch schon wissen möchte, wie die Handlung sich weiterentwickelt und
wie das unglaubliche Geheimnis sich gestaltete. Doch am Ende bleibt
eine beachtliche Enttäuschung zurück. Vielleicht haben die bisher
positiven Rezensionen meine Erwartungen einfach zu hoch geschraubt.
Wirklich schade!
Wertung 3/5
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